Am Montagabend (16.03.20) zeigte Arte den sehr interessanten Otto-Preminger-Film
„Sturm über Washington“ (Advice and Consent) aus dem Jahre 1962. Ich mag die fünf
jüdischen Regisseure, die während der Zeit des Nationalsozialismus Österreich
und Deutschland verlassen mussten, und in Hollywood einige der großen Klassiker
der Filmgeschichte geschaffen haben: William Wyler („Ben Hur“), Billy Wilder („Boulevard
der Dämmerung“, „Sabrina“, „Ariane“) Fred Zinnemann („Zwölf Uhr Mittags“[1],
„Ein Mann für alle Jahreszeiten“), Robert Siodmak („Die Wendeltreppe“, „Der
Schut“) und eben Otto Preminger („Fluss ohne Wiederkehr“). Von Otto Preminger,
dessen Israel-Epos aus dem Jahre 1960 erst vor ein paar Wochen auf Arte
ausgestrahlt wurde[2],
stammen Filme, die ich getrost als Kunstwerke bezeichnen kann. Zum ersten Mal
bin ich auf den Regisseur aufmerksam geworden durch die Francoise-Sagan-Verfilmung
„Bonjour Tristesse“, die mich so beeindruckt hat, dass ich mir sogleich einige
seiner Filme auf DVD kommen ließ.
„Sturm über Washington“ entstand während der Kuba-Krise, als auch
andere politische Filme in die Kinos kamen wie „Angriffsziel Moskau“ (Fail
Safe) von Sidney Lumet (1964) oder „Botschafter der Angst“ (The Manchurian
Candidate) von John Frankenheimer (1962). All diese Filme lassen den
aufmerksamen Zuschauer ein wenig hinter die Kulissen der amerikanischen Politik
blicken und nehmen doch eindeutig Stellung für die großen Ideale der
amerikanischen Demokratie, die es vor den dunklen Mächten im Hintergrund zu
verteidigen gilt.
„Advice and Consent“ zeigt den Konflikt zwischen dem traditionellem
Senator Cooley, gespielt von dem hervorragenden britischen Schauspieler Charles
Laughton – es war seine letzte Rolle – und dem jungen Kandidaten Robert
Leffingwell, der offen für neue Ideen ist: Henry Fonda, der einst in John Fords
„Young Mr. Lincoln“ einen der populärsten amerikanischen Präsidenten
dargestellt hat, spielt in „Sturm über Washington“ den Anwärter auf das Außenministerium.
Beide Politiker bekämpfen sich im Senat und es ist spannend zu sehen, wie diese
Auseinandersetzungen in den 60er Jahren, als der junge John F. Kennedy der US-Politik
eine ganz neue Richtung geben wollte (und nebenbei bereit war, mit der kommunistischen
Sowjetunion unter Parteisekretär Chruschtschow zu verhandeln), im Grunde wie
ein Gerichtsprozess geführt wurden, in dem sich jeder Kandidat verteidigen
musste. Den beiden eher fortschrittlichen Politikern Leffingwell und Senator
Anderson (Don Murray) wird dabei ihre Vergangenheit zum Verhängnis: dem einen
werden Kontakte zu einer kommunistischen Gruppe in Chicago vorgeworfen, die er
tatsächlich „in seiner Jugend“ konsultiert hat[3],
dem anderen wird ein homosexuelles Verhältnis zu einem Kriegskameraden auf
Hawaii zum Verhängnis. „Sturm über Washington“ ist der erste Film, in dem ein
Club für Homosexuelle gezeigt wird. In dieser Szene ertönt sogar Frank Sinatras
Stimme mit dem Lied „Heart of Mine“ aus der Jukebox. Homosexualität war in
dieser Zeit in den USA und in Europa noch strafbar.
Das Drehbuch des Films geht auf den gleichnamigen Roman des
New-York-Times-Korrespondenten Allen Drury (1918 – 1998)[4]
aus dem Jahr 1959 zurück, der 1960 den Pulitzer-Preis für sein Debüt erhielt.
Gestern (17.03.20) zeigte Arte eine interessante Sendung über die Beziehung
zwischen Amerika und Russland während der Obama-Ära und danach während der
Trump-Präsidentschaft. Die Sendung „Erzfreunde Trump und Putin“ von Claire
Walding (MDR)[1] nahm
vordergründig für keinen der beiden Präsidenten Partei ein, aber war zwischen
den Zeilen doch recht deutlich bemüht, beide Seiten, Wladimir Putin und Donald
Trump, in ihrem Handeln zu verstehen. In diesem Beitrag wurde nicht, wie es sonst
oft der Fall war, einseitig gegen Russland Stimmung gemacht. Selbst den 45.
Präsidenten der USA konnte ich danach etwas positiver sehen als zuvor. Er ist
auch nur ein Abhängiger des mächtigen „Anglo-American Establishment“, wie es Carroll
Quigley in seinem gleichnamigen Buch beschrieb. Der amerikanische Historiker
(und Lehrer Bill Clintons) hatte schon 1981 darauf hingewiesen, dass in den
beiden Ländern Großbritannien und USA eine Elite die Politik bestimmt und nach
der Weltregierung strebt. Dies weiß Wladimir Putin natürlich und er versucht auf
sehr feine und intelligente Art, diese Gruppe immer wieder auszubremsen. Dennoch
gelingt es ihr, ihm immer wieder den „Schwarzen Peter“ zuzuschieben, was
manchmal gefährlich nahe an einen ernsten Konflikt zwischen den beiden
hochgerüsteten Nationen geführt hat und führt. Selbst im Augenblick, während
wir alle auf die Corona-Pandemie starren, findet an der neuen NATO-Grenze zu
Russland ein gigantisches Manöver statt, in dem auch der Einsatz von Atomwaffen
geprobt wird.
[3]
Damit werden viele jüdische Filmschaffende angesprochen, die sich in den 50-er
Jahren vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe (HUAC) verteidigen mussten
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