Gestern (09.02.20) zeigte Arte außerprogrammmäßig
den Westernklassiker „Gunfight at the O.K.-Corral“ von John Sturges aus dem Jahre
1957. Arte verbeugte sich damit vor einem der größten Hollywood-Schauspieler,
der vor wenigen Tagen im Alter von 103 Jahren verstorben ist: Kirk Douglas.
Ich kann gar nicht spontan sagen,
in wie vielen Filmen mich dieser Star der goldenen Jahre Hollywoods, die auch
für mich von einem goldenen Glanz umgeben sind, bereits begeistert hat. Natürlich
gehört dazu seine Rolle als Spartakus. Aber zwei ältere Filme, in denen er
mitspielte, haben mir noch mehr gefallen, beides Western: „The Big Sky“ von
Howard Hawks aus meinem Geburtsjahr 1952 und „Man Without a Star“ von King Vidor aus dem Jahr 1955 (Isabelles
Geburtsjahr). Letzteren habe ich in den 70-er Jahren in einem Berliner Kino
gesehen, also auf der großen Leinwand, was etwas ganz anderes ist als Filme im
Fernsehformat anzuschauen.
Nun also kam „Zwei rechnen ab“ (welch
nichtssagender deutscher Titel!), den ich natürlich auch schon einmal gesehen
hatte, allerdings bisher nur im Fernsehen. Kirk Douglas spielt neben Burt
Lancaster den gefallenen Menschen, der an nichts mehr glaubt, nicht einmal an
sich: „Ich bin ein Niemand, seit ich geboren wurde“, sagt der Spieler und
Trinker Doc Hollyday, der dennoch dem Marshall Wyatt Earp mehrmals aus der
Patsche hilft, ja dem aufrechten Mann des Gesetzes sogar einmal das Leben
rettet. Doc, der früher als Zahnarzt ehrlich gearbeitet hat, hat fast Tränen in
den Augen, als er seiner Freundin gesteht, dass er jetzt endlich zum ersten Mal
einen Freund gefunden habe.
Diese Freundschaft zwischen zwei
so ungleichen Männern feiert der Film. Die eigentliche klassische
Westernhandlung, die konsequent auf den Show-Down am Schluss zuläuft, spielt
dabei als Hintergrund nur eine Nebenrolle.
Der Film muss den jungen Dennis
Hopper, der in dem Film den komplexen Charakter eines jungen Cowboys spielt,
der sich am Ende für seinen bösen Bruder entscheidet, obwohl ihm Wyatt Earp ins
Gewissen geredet hatte, und dadurch sein Leben lassen muss, besonders beeindruckt
haben: er übernimmt in seinem ersten eigenen Film, den er etwa zehn Jahre nach „OK-Corrall“
drehte, den Namen aus dem Western, indem er sich in „Easy Rider“ Billy nannte,
während sein Freund und Partner Peter Fonda „Wyatt“ hieß.
Solche innerfilmischen Referenzen
zeigen mir, wie die Filmleute untereinander verbunden sind, also eine große
karmische Familie bilden, ein Thema, das mich, je älter ich werde, immer mehr interessiert.
Wie wird es für Kirk Douglas wohl
sein, wenn er jetzt im Jenseits die beiden Partner seines damaligen Films
wiedertrifft: den großartigen Burt Lancaster, den ich erst neulich in dem
Western „The Professionals“ wieder bewundern konnte, der mich jedoch am meisten
in der Rolle des Fürsten Don Fabrizio di Salina in Luchino Viscontis
Literaturverfilmung „Der Leopard“ (1963) beeindruckt hat, und natürlich den
zerrissenen Dennis Hopper, der durch seinen Low-Budget-Erfolg „Easy Rider“
Hollywood revolutionierte?
Der Film „Gunfight at the O.K.-Corral“
ist ein Western, der zusammen mit „Shane“ und „High Noon“ zu den großen Western
der 50-er Jahre gehört. Seine Geschichte wird in Form einer Ballade erzählt,
die Dmitri Tjomkin, der Komponist von „Do not forsake me O my Darling“[1] aus „High Noon“, geschaffen
hat. Das Drehbuch verfasste Leon Uris, dessen Roman „Exodus“ 1960 von Otto
Preminger verfilmt wurde und mich erst vor wenigen Wochen begeistert hat.
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