Donnerstag, 16. Januar 2020

Körperkult und Rassismus - Gedanken zum Film "Tarzan und sein Sohn" von Richard Thorpe aus dem Jahre 1939




Bevor ich gestern gegen 15.45 Uhr nach Crailsheim losgefahren bin, habe ich mir auf Arte die Wiederholung des „Genre-Klassikers“ „Tarzan und sein Sohn“ (Tarzan Finds a Son!) von Richard Thorpe aus dem Jahr 1939 angeschaut, der am Montag im  Abendprogramm gesendet worden war, als ich im Kurs war. Da ich als Junge selbst gerne die damaligen Bilderheftchen (heute Comics genannt) las, in denen sowohl der originale Dschungelheld, als auch seine illegitimen Doppelgänger Akim[1] und Tibor[2] ihre Abenteuer im Urwald bestanden, wollte ich nun als Erwachsener einmal sehen, wie Hollywood die Geschichten von Edgar Rice Borroughs vermarktet hat. Diese Filme gehören inzwischen zur Popkultur des 20. Jahrhunderts, verblassten jedoch spätestens mit dem Ende der 60-er Jahre. Damals lief Tarzan als Fernsehserie mit dem Darsteller Ron Ely in der Titelrolle, und verschwand schließlich aus dem kollektiven Bewusstsein, um anderen Helden Platz zu machen, auch wenn der Mythos im Film oder im Musical immer wieder eine Neubelebung erfuhr.[3]
Die erste Tarzan-Erzählung „Tarzan and the Apes“ erschien in einem „Pulp-Magazin“ im Jahre 1912, vermutlich beeinflusst durch Rudyard Kipplings „Dschungelbuch“ (1894). Der Amerikaner Edgar Rice Borroughs (1875 – 1950) hatte sich zuvor erfolglos in mehreren ganz unterschiedlichen Berufen versucht wie zum Beispiel als Goldsucher, als Cowboy oder als Unternehmer, bevor er 1912 zu schreiben begann. Diese Tätigkeit führte zum Erfolg. Seine Geschichten wurden bereits 1918 von einem Hollywood-Studio verfilmt. Wirklichen Erfolg verzeichneten die Geschichten aber erst, als der ungarische Olympiasieger im Schwimmen von 1924 Johnny Weissmüller in dem 1932 erschienen Film „Tarzan The Ape Man“ die Titelrolle spielte. Der sportliche Athlet durfte die Romanfigur zwischen 1932 und 1948 insgesamt 12-mal verkörpern, bevor sie dann von Lex Barker gespielt wurde.
Der Film, den ich gestern sah, ist natürlich in jeder Hinsicht kindlich bis dümmlich. Selbst die Filmtricks sind wenig glaubhaft und konnten eigentlich nur damalige Kinder beeindrucken; heute würden selbst Kinder darüber lachen. Noch bedenklicher jedoch ist die Darstellung schwarzafrikanischer Dschungelbewohner, von denen es – wie immer – gute und böse gibt. Die guten helfen den weißen Kolonisatoren treuherzig als Träger und Kundschafter bei ihren Expeditionen, die Bösen sind gruselige Kannibalen und Schlächter. Das Dorf des Stammes der Zambeli ist überall mit aufgespießten Totenköpfen „geschmückt“. Ich glaube, dass dieses Bild genauso ein Klischee ist wie das unrealistische Bild des Tropischen Regenwaldes, das in dem Film gezeigt wird. Der Tarzandschungel ist kein realer Regenwald, sondern eine Zusammenstückelung aus Urwald, Savanne und Hollywoodstudio.
„Tarzan Finds a Son“ war der vierte Film, in dem das Paar Tarzan und Jane von Johnny Weissmüller und Maureen O‘Sullivan gespielt wurde. Die Darstellerin der Jane, die sich vermutlich etwas lächerlich als Partnerin des Halbwilden im Baumhaus vorkam, wollte die Rolle aufgeben und sollte deshalb eigentlich am Ende des Films sterben. Weil das Publikum jedoch bei einer ersten Vorführung protestierte, wurde der Schluss kurzfristig geändert: die durch einen Speer tödlich verwundete Jane überlebte wie durch ein Wunder und Maureen O'Sullivan spielte auch in weiteren  zwei Tarzanfilmen ihre Rolle, bis sie endlich den Absprung fand. Johnny Scheffield, der Tarzans Sohn spielte, musste allerdings dann noch siebenmal antreten.
Der „einzig wahre Tarzan“[4] Johnny Weissmüller (1904 – 1984) hatte einen athletischen Körper, der die Frauen schwach machte, aber konnte eigentlich nicht schauspielern. Vielleicht spricht er deshalb nur unverständlich und wenn, dann nur gebrochene Kindersprache, obwohl er eigentlich als Lord in die adlige Familie Greystoke geboren wurde, wie Borroughs fabuliert hatte. In der Dokumentation, die auf den Film folgte, sah man, dass der Schwimmweltmeister im Alter, nach Alkoholexzessen und nach fünf Ehen nur noch ein körperliches Wrack war, zu dessen Beerdigung in Acapulco lediglich eine einzige Hollywood-Kollegin erschienen war. Der Mann hat offenbar nie den Zugang zu etwas Geistigem gefunden und verkörpert deshalb perfekt den falschen Körperkult der materialistischen Weltanschauung. Natürlich transportiert der weiße Körper Tarzans, umgeben von Schwarzen (und von Affen) diverse rassistische Vorurteile.[5] Im Hintergrund der Geschichten des amerikanischen Autors dürfte die sozialdarwinistische Überzeugung von der Überlegenheit der weißen Rasse stehen. Materialismus, Rassismus und Sozialdarwinismus sind zusammen mit dem Nationalismus die vier Übel, die das 20. Jahrhundert bestimmten.
Auch die Gesetzesvorlage zur Organspende, die heute im Deutschen Bundestag zur Abstimmung steht, ist ein Teil dieser materialistischen Weltanschauung. Der menschliche Körper wird in einer durch und durch materialistischen und geistverlassenen Weltanschauung nur noch als Ersatzteillager gesehen. Dass die Organe in Wirklichkeit höchste Geschöpfe geistiger Hierarchien sind, die zusammen mit der Individualität ihres Trägers ganz unverwechselbar gestaltet werden, also eigentlich gar nicht in einen anderen Körper passen können, wird genauso geleugnet, wie die Tatsache, dass es zum Schicksal jedes Menschen gehört, wenn er aufgrund eines Unfalls oder eines kranken Organs dem Tode geweiht ist. Wenn man natürlich den Tod als das absolute Ende ansieht, dann will man sein materielles Leben um jeden Preis verlängern. So warten Tausende auf neue Organe um dann ein Leben weiterführen zu können, das dann doch irgendwann einmal endet. Im besten Falle haben sie dann die Chance, zur Besinnung, beziehungsweise zu einem Sinneswandel zu gelangen, durch den sie erkennen, dass das Leben mit dem Tod keineswegs endet.

Wenn ein englischer Lord, der durch sein Schicksal als Kind im Regenwald verschollen ist und überlebt hat, ein spirituelles Interesse gehabt hätte und Verständnis für die afrikanische Kultur aufbringen würde, dann könnten die Tarzanfilme einen Hauch von Glaubwürdigkeit bekommen. So aber singen sie nur das Hohelied des schönen weißen Mannes, der seine körperliche und "geistige" Überlegenheit über die „Wilden“ beweist, ähnlich wie die weißen Europäer einst bei der Eroberung des amerikanischen Kontinents über die Indianer. Dieses innere Unverständnis für alte spirituelle Kulturen ist für mich der eigentliche Grund für den materialistischen Rassismus. Die weißen Europäer hatten offensichtlich nicht nur in der alten Welt die vorübergehende Aufgabe, den Geist abzuschaffen, sondern auch die weitergehende „Aufgabe“, sämtliche noch existierenden spirituellen Kulturen zu vernichten, bis nur noch eine „Kultur“, nämlich die weiße materialistische, übrig blieb. Diese kommt heute an ihre Grenzen. Das spürt vor allem jene Jugend, die unter dem (einseitigen) Stichwort „Klimawandel“ weltweit Aufmerksamkeit erzeugt.
Nicht nur im Amazonasgebiet brennen die Regenwälder durch Menschenhand, sondern auch im Kongo, wo Tarzan von seinem Schöpfer ursprünglich angesiedelt wurde. Diese Tropischen Regenwälder sind Überbleibsel der überbordenden Lebenskräfte, die einst auf der Erde herrschten, bevor sie von den schwarzmagischen Praktiken gewisser Kreise auf der alten Atlantis[6] missbraucht wurden und es somit zu einem katastrophalen Klimawandel kam, der einen ganzen Kontinent zum Untergang führte.
Heute sind es vor allem profitorientierte wirtschaftliche Interessen einiger großer Agrar-Konzerne, die zur Zerstörung der Lebenskräfte und damit zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen führen.



[4] Das Porträt von Florian Iepan aus dem Jahre 2004 ist in seiner Bloßlegung erschütternd. https://www.arte.tv/de/videos/031626-000-A/der-einzig-wahre-tarzan/
[5] Biljana Oklopčić emphasizes the portrayal of race in Tarzan of the Apes. She claims that Tarzan represents white, male opposition to the "black rapist" stereotype which was prevalent in the Southern U.S. at the time of its publication because the language which describes apes parallels propaganda against people of African descent.[14]
Catherine Jurca similarly analyzes Tarzan as opposed to tolerating the presence of people of other races and classes in favor of preserving his own culture. The way that Tarzan defends his corner of civilization, his parents’ home, from the "savages" who want to destroy it, reflects an early twentieth-century American attitude; as darker-skinned immigrants flooded the country, especially urban areas, white Americans feared that their culture would be destroyed by newcomers who did not understand or care about it, and tried to protect the suburbs in the same way that Tarzan tries to protect his home.[15]
Though Burroughs’ admirers have tried to downplay claims of racism, or to explain that it was a common stereotype at the time the book was written, John Newsinger examines the extent to which Burroughs unfavorably described black characters. He wrote that Tarzan is the story of the "whiteman’s conquest of African savagery", where the native Africans are portrayed as brutes whom Tarzan enjoys taunting and killing. https://en.wikipedia.org/wiki/Tarzan_of_the_Apes

[6] Diese ganz konkreten „Täter“ wurden laut Rudolf Steiner später im Norden Europas wiedergeboren und bildeten die sogenannte „nordische Rasse“. Sie hatte viele Jahrhunderte Zeit, sich zu läutern. Es dürfte kein Zufall sein, dass ausgerechnet aus einem skandinavischen Land die Stimme eines Mädchens erschallt, die sich um die Zukunft des Planeten sorgt.

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