Gestern (28.01.2020) Abend zeigte 3SAT im
Nachklang des Holocaust-Gedenktages den deutschen Film „Das Tagebuch der Anne
Frank“ von Hans Steinbichler aus dem Jahre 2015[1]. Ich habe das Tagebuch
leider nie gelesen, obwohl es schon lange in meinem Bücherregal steht – gestern
konnte ich es allerdings nicht finden.
Das jüdische Mädchen Anneliese Marie
Frank bekam zu seinem 13. Geburtstag am 12. Juni 1942 ein Tagebuch geschenkt.
Die Unternehmerfamilie stammte eigentlich aus Frankfurt am Main. Da der Vater
eine Dependance seiner Firma „Opekta“ in Amsterdam hatte, floh er mit Frau und
zwei Töchtern in die niederländische Stadt, wo die vier recht komfortabel in
einem Hinterhaus unterkommen konnten. Später kamen noch ein jüdisches Ehepaar
mit Sohn und ein jüdischer Zahnarzt dazu. So lebten also knapp zwei Jahre lang
acht Personen in dem ca. 60 Quadratmeter großen Versteck.
Die 16-jährige Darstellerin der
Anne Frank, Lea van Acken, ist später durch Filme wie „Ostwind 3“ und „Fack ju
Göhte 3“ bekannt geworden. Ich finde, sie spielt das jüdische Mädchen recht
überzeugend.
Es ist ein stiller Film, der
nicht auf starke Effekte setzt. Am furchtbarsten sind meinem Empfinden nach noch
die Szenen, als den drei Frauen nach der Entdeckung und der Deportation am Ende
in Auschwitz die Haare geschoren werden.
Ich kann einfach nicht fassen,
wie Deutsche bei diesen Verbrechen mitmachen konnten. Es muss eine Art
Massenpsychose das deutsche Volk ergriffen haben, ein wirklich böser Geist. Was
damals, sieben Jahre vor meiner Geburt, in Deutschland passiert ist, erscheint
mir wie ein schlimmer Alptraum, wie ein böser Zauber, in den der größte Teil
des deutschen Volkes hinein „gebannt“ worden war. Es kann einfach nicht sein,
dass so viele Deutsche freiwillig mitgemacht haben, die völlig irre Idee
umzusetzen, das „Deutsche Reich“ judenfrei zu machen.
Als ich gestern nach der
Taschenbuchausgabe des Tagebuchs der Anne Frank in meinem Bücherregal suchte,
sah ich, wie viele Bücher von jüdischen Autoren ich besitze: acht Bände von
Stefan Zweig, sieben Bände von Joseph Roth, fünf Bände von Jakob Wassermann
stehen nebeneinander allein in dem Regal in meinem Arbeitszimmer. Die meisten
davon waren in den 20er Jahren Bestseller in Deutschland und werden bis heute
aufgelegt.
Ich glaube auch nicht, dass eine
deutliche Mehrheit in Deutschland vor 1918 antisemitisch eingestellt war. Erst
als die Deutschen Angst vor einer kommunistischen Machtübernahme nach dem
Ersten Weltkrieg bekamen, wo sie doch erfahren hatten, was das in Russland
bedeutete, schwenkten immer mehr – verstärkt durch die Propaganda der
neugegründeten NSDAP – um und fassten Misstrauen gegenüber den Juden. Viele Juden
waren ja bekannt als Kommunisten.
Ein Übriges taten die Schriften
Henry Fords („Der internationale Jude“) und vor allem die „Protokolle der
Weisen von Zion“. Ich denke aber nicht, dass solche Pamphlete vor der
Machtergreifung der Nationalsozialisten (1933)
weite Verbreitung in der Bevölkerung erlangten. Die Menschen hatten andere
Alltagssorgen. Dann allerdings setzte eine massive Hetze in Wort und Bild ein,
die viele Deutsche von dem zersetzenden und verschwörerischen Einfluss von
Juden überzeugten. Selbst Anne Frank notierte in ihrem Tagebuch, vermutlich von
gängigen jüdischen Überzeugungen angeregt, dass es keine größere Feindschaft
auf der Welt gebe als die zwischen Juden und Deutschen.
Dieses Zitat wird im Film
ausgesprochen und es hat mich erschüttert, dies aus dem Mund eines 14-Jährigen
Mädchens zu hören, das kaum in der Lage gewesen sein dürfte, deutsche Kultur in
ihrer wahren Tiefe zu kennen. Natürlich gab es, wie wir heute wissen, seit Martin
Luther und Richard Wagner immer starke Vorbehalte gegen „jüdisches Wesen“, aber
das führte doch im Deutschen Kaiserreich oder in der Weimarer Republik nie zur
Verfolgung oder Ausgrenzung jüdischer Mitbürger, sondern ganz im Gegenteil:
Juden waren als große Wissenschaftler, Ärzte, Rechtsanwälte und nicht zuletzt
als große Musiker und Schriftsteller bei den meisten Deutschen anerkannt und
beliebt. Allerdings war auch vielen Deutschen bewusst, dass vom Kommunismus
marxscher Prägung durchaus eine reale Gefahr für Deutschland, ja ganz Europa
ausging. Ich glaube sogar, dass der hauptsächlich von Juden getragene sowjetische
Bolschewismus mit seinem Terror und seinen Lagern die Angst vieler Deutscher
vor den Juden befördert und schließlich zu dem weit verbreiteten Antisemitismus
geführt hat, den heute so viele den Deutschen vorhalten.
Die Frage, ob Juden die Deutschen
tatsächlich als „Erzfeinde“ betrachten und – wenn sie die Macht hätten – mit ihnen
genauso verfahren würden wie die Nazis mit den Juden, stelle ich mir manchmal.
Es ist ein „Gedankenspiel“ wie zum Beispiel dieses: Wenn Israel die Atombombe
Irans fürchtet, so kann ich mir durchaus vorstellen, dass der jüdische Staat
durch eine Atombombe auf Teheran einen Dritten Weltkrieg auslösen könnte, der
dem Erscheinen des Messias, auf den Teile des jüdischen Volkes in ihrem
religiösen Wahn bis heute warten, vorausgehen würde. Das glauben jedenfalls
nicht nur orthodoxe Juden, sondern auch fundamentalistische evangelikale
Christen.
Hier lauern meiner Meinung nach die
wirklichen Gefahren.
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