Freitag, 2. August 2019

Erotische Fantasien - Gedanken zum Film "Swimming Pool" von Francois Ozon aus dem Jahre 2003




Am Mittwoch Abend zeigte Arte einen Film, der nicht nur die ältere Schriftstellerin, sondern wohl auch manchen Zuschauer so wie mich, stark erotisch stimuliert hat: „Swimming Pool“ von Francois Ozon aus dem Jahre 2003.
Der französische Film beginnt ganz ähnlich wie der exakt sechzig Jahre früher entstandene und am Montag von Arte ausgestrahlte deutsche Film „Große Freiheit Nr. 7“: der Zuschauer blickt jeweils auf die Wellen eines Flusses: bei Käutner 1943 auf die Wellen der Elbe, bei Ozon 2003 auf die Wellen der Themse.
In „Große Freiheit Nr. 7“ wird die unschuldige Gisa, gespielt von der hübschen, damals erst 22-jährigen Ilse Werner, einmal von Georg Willem (Hans Söhnker) als „Flittchen“ bezeichnet, was allerdings vollkommen ungerechtfertigt war und auf einem Missverständnis beruhte.
Das Wort „Flittchen“ war mir seit meiner Jugend bekannt, weil es meine Mutter einmal auf meine damalige Freundin anwendete, was mich empörte. Der Unterton dieses Wortes wurde mir früh bewusst; es musste sich um ein „leichtes“ Mädchen handeln, eines, das man nicht heiratet.
Das war die Freundin für mich nie, auch wenn sie später vier Kinder von vier verschiedenen Männern bekommen hat, also vordergründig das scharfe Urteil meiner Mutter zu bestätigen schien.
Also Ilse Werner, die mich in gewisser Weise an meine Mutter erinnerte, die mit zweitem Namen ebenfalls Ilse hieß, – einen Namen, den sie nicht mochte; immer wieder erinnerte sie uns an den Spruch: „Ilse, Bilse, keiner will se“ – stellte in dem Film keinesfalls ein Flittchen dar.
Ein echtes Flittchen aber zeigte der Film „Swimming Pool“, nämlich die junge Julie. In der Rolle konnte man die attraktive, damals 23-jährigen Ludivine Sagnier bewundern, die bereits zuvor in Francois Ozons Film „8 Frauen“ Catherine, die jüngere Schwester von Suzon, der Tochter des Hauses, gespielt hatte.
Oft läuft die blonde Ludivine Sagnier in „Swimming Pool“ nackt durchs Bild, räkelt sich oben ohne auf einer Couch, liegt unbekleidet im Bett oder tummelt sich – mal im Badeanzug, mal nackt – im Swimming Pool und hat so gut wie jede Nacht einen anderen Mann (vier habe ich gezählt), mit dem sie sich vergnügt. Sie scheint in ihrem sexuellen Hunger schier unersättlich zu sein.
Das alles beobachtet die alternde Schriftstellerin Sarah Morton (gespielt von Charlotte Rampling), die sich in dem südfranzösischen Landhaus ihres Londoner Verlegers für einen Erholungsurlaub zurückgezogen hat. Sie steigert sich immer mehr in ihre sexuellen Fantasien hinein und zum Schluss des Films weiß man nicht mehr, ob das, was man gesehen hat, wirklich passiert ist – unter anderem auch der Mord an einem jungen Franzosen, in den sich die ältere Frau verliebt hatte, der jedoch von Julie im Swimming Pool verführt wurde – oder nur der Inhalt des neuen Romans ist, den sie in dem Landhaus schreibt und der den Titel „Julie“ trägt.
Ja, man fragt sich, wer nun sexuell unersättlicher war: Julie, das junge „Ding“ („Flittchen“), Sarah, die ältere Schriftstellerin, oder gar der Zuschauer selbst, der den Film in der Fantasie weiter spinnt.

Ich denke, das war der wohl kalkulierte Effekt, den der Film erzeugen sollte.

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