Am Mittwoch Abend zeigte Arte einen
Film, der nicht nur die ältere Schriftstellerin, sondern wohl auch manchen
Zuschauer so wie mich, stark erotisch stimuliert hat: „Swimming Pool“ von Francois
Ozon aus dem Jahre 2003.
Der französische Film beginnt
ganz ähnlich wie der exakt sechzig Jahre früher entstandene und am Montag von
Arte ausgestrahlte deutsche Film „Große Freiheit Nr. 7“: der Zuschauer blickt jeweils
auf die Wellen eines Flusses: bei Käutner 1943 auf die Wellen der Elbe, bei
Ozon 2003 auf die Wellen der Themse.
In „Große Freiheit Nr. 7“ wird
die unschuldige Gisa, gespielt von der hübschen, damals erst 22-jährigen Ilse
Werner, einmal von Georg Willem (Hans Söhnker) als „Flittchen“ bezeichnet, was
allerdings vollkommen ungerechtfertigt war und auf einem Missverständnis
beruhte.
Das Wort „Flittchen“ war mir seit
meiner Jugend bekannt, weil es meine Mutter einmal auf meine damalige Freundin anwendete, was mich empörte. Der Unterton dieses Wortes wurde mir früh
bewusst; es musste sich um ein „leichtes“ Mädchen handeln, eines, das man nicht
heiratet.
Das war die Freundin für mich nie, auch
wenn sie später vier Kinder von vier verschiedenen Männern bekommen hat, also vordergründig
das scharfe Urteil meiner Mutter zu bestätigen schien.
Also Ilse Werner, die mich in
gewisser Weise an meine Mutter erinnerte, die mit zweitem Namen ebenfalls Ilse
hieß, – einen Namen, den sie nicht mochte; immer wieder erinnerte sie uns an
den Spruch: „Ilse, Bilse, keiner will se“ – stellte in dem Film keinesfalls ein
Flittchen dar.
Ein echtes Flittchen aber zeigte
der Film „Swimming Pool“, nämlich die junge Julie. In der Rolle konnte man die
attraktive, damals 23-jährigen Ludivine Sagnier bewundern, die bereits zuvor in
Francois Ozons Film „8 Frauen“ Catherine, die jüngere Schwester von Suzon,
der Tochter des Hauses, gespielt hatte.
Oft läuft die blonde Ludivine
Sagnier in „Swimming Pool“ nackt durchs Bild, räkelt sich oben ohne auf einer
Couch, liegt unbekleidet im Bett oder tummelt sich – mal im Badeanzug, mal nackt
– im Swimming Pool und hat so gut wie jede Nacht einen anderen Mann (vier habe
ich gezählt), mit dem sie sich vergnügt. Sie scheint in ihrem sexuellen Hunger schier
unersättlich zu sein.
Das alles beobachtet die alternde
Schriftstellerin Sarah Morton (gespielt von Charlotte Rampling), die sich in
dem südfranzösischen Landhaus ihres Londoner Verlegers für einen
Erholungsurlaub zurückgezogen hat. Sie steigert sich immer mehr in ihre
sexuellen Fantasien hinein und zum Schluss des Films weiß man nicht mehr, ob
das, was man gesehen hat, wirklich passiert ist – unter anderem auch der Mord
an einem jungen Franzosen, in den sich die ältere Frau verliebt hatte, der
jedoch von Julie im Swimming Pool verführt wurde – oder nur der Inhalt des
neuen Romans ist, den sie in dem Landhaus schreibt und der den Titel „Julie“
trägt.
Ja, man fragt sich, wer nun
sexuell unersättlicher war: Julie, das junge „Ding“ („Flittchen“), Sarah, die
ältere Schriftstellerin, oder gar der Zuschauer selbst, der den Film in der
Fantasie weiter spinnt.
Ich denke, das war der wohl kalkulierte
Effekt, den der Film erzeugen sollte.
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