Montag, 11. Februar 2019

Besessenheit - Gedanken zu den Filmen "Wer den Wind sät" von Stanley Kramer aus dem Jahr 1960 und "Terminator 2 - Tag der Abrechnung" von James Cameron aus dem Jahr 1991




Gestern Abend zeigte Arte zwei Filme, die beide um dasselbe Thema kreisten: vereinfach ausgedrückt, um das Tier im Menschen oder geistig ausgedrückt: um Besessenheit: den Schwarz-Weiß-Film „Wer den Wind sät“ (Inherit the Wind) von Stanley Kramer aus dem Jahre 1960 und den Farbfilm „Terminator 2“ von James Cameron aus dem Jahr 1991.
Letzteren habe ich mir nicht bis zum Ende angeschaut, weil ich nicht mit diesen Eindrücken in den Schlaf gehen wollte. Es war schon schwierig genug, das bis dahin Gesehene in der Seele zu „neutralisieren“. Ich konnte es nur mit einem besonders intensiven „Vaterunser“ etwas abdämpfen. Aber es wurde mir dabei auch etwas Interessantes klar: Besonders die Bilder der beiden Terminatoren prägen sich tief ein und bewirken etwas in den Seelen der Zuschauer. Schwarzenegger bleibt als statuarische Figur, meistens von unten und im Profil gefilmt, im Gedächtnis haften, so dass er wie ein übermächtiger Wächter (oder Hüter) erscheint. Besonders prägend sind jedoch die Verwandlungen – das Morphing – des T 1000, der mit seelenlosem Blick auf seiner Mission eine wahre Blutspur hinterlässt.
Beide Terminatoren haben keine Gefühle, sondern führen nur „Programme“ aus, sehen aber wie echte Menschen aus. Es ist das Erschreckende, dass in diesem Film gezeigt wird, wie Wesen aus einem fremden „Reich“ auf die Erde finden. Ich bin sicher, dass es Boten Ahrimans sind. Der genial gemachte Film von James Cameron prägte mit seinen ikonographischen Bildern Millionen von Menschenseelen und präparierte sie  - natürlich in der Regel unbewusst – für das Kommen des Antichristen (Ahriman).
Ob der Mensch vom Affen abstammt oder nicht, darum  geht es in dem Film „Wer den Wind sät“, der aufzeigt, wie die ganze Einwohnerschaft einer kleinen Stadt wie vom Teufel besessen ist, weil sie meint, Darwins Evolutionstheorie würde der Bibel widersprechen.
Die Kreationisten oder, wenn man so will, „Biblizisten“, die die Bibel wörtlich (litteral) auslegen, gibt es bis heute im „Bible Belt“, wo besonders viele evangelikale Fundamentalisten noch genauso denken, wie vor hundert Jahren. Darwins Theorie, dass sich der Mensch in Jahrmillionen von niederen Lebensformen zu höheren entwickelt habe, widerspricht nach ihrer Anschauung dem Sechstagewerk am Beginn der Bibel, wo es (in der „Genesis“) heißt: „Gott schuf die Welt an sechs Tagen“. Charles Darwin versuchte in seinem 1859 erschienenen Werk „On the Origin of Species“ die Entstehung des Lebens und die Herkunft des Menschen wissenschaftlich zu erklären und schuf sich, obwohl er selbst ursprünglich protestantischer Theologe war, damit viele Feinde unter den Gläubigen.
Der Film basiert auf einem wahren Gerichtsprozess, auf dem sogenannten „Monkey-Trial“, das sich im Jahr 1925 in Dayton im US-Bundesstaat Tennessee abgespielt hat, wo ein Lehrer (John Thomas Scope – im Film Bertram T. Cates, gespielt von Dick York) aus der Schule entlassen wurde, weil er gegen das dort gültige Gesetz verstoßen hatte, welches die Thesen der Evolutionstheorie ablehnt und jeden, der sie im Biologie-Unterricht lehrt, unter Strafe stellt.[1]
Er zeigt fundamentalistische Christen, insbesondere christliche Frauen, als fanatisierte Wesen und ihre Führer als wie vom Teufel Besessene, die andere verdammen, statt ihnen im christlichen Sinne zu verzeihen.
Ein besonders abschreckendes Beispiel ist der Reverend Jeremiah Brown (gespielt von Claude Atkins), der sich sogar dazu hinreißen lässt, seine eigene Tochter Rachel, die mit dem Lehrer Cates verlobt ist, zu verfluchen, weil sie „wie ein Judas“ ihren Glauben verraten habe.
Diesem extremen Christen, der seinen Glauben über die Menschlichkeit stellt, steht als antagonistische Figur der zynische Journalist E.K. Hornbeck (gespielt von Gene Kelly) diametral gegenüber, der an gar nichts glaubt und meint, der Mensch würde sich gegenwärtig wieder zurück zum Einzeller entwickeln.
Auch diese Figur hat ein reales Vorbild in dem deutschstämmigen Journalisten und Autor H.L. Mencken (1880 – 1956), der sich intensiv mit Nietzsche auseinandergesetzt und ein Buch über die Religionsgeschichte („Treatise on the Gods“, 1930) verfasst hat, das in den USA mehrere Auflagen erreichte. Die ersten beiden Auflagen waren schon vor der Veröffentlichung ausverkauft, so populär war Mencken in den USA.[2]
Der anspruchsvolle Film setzt sich zwar sehr kritisch mit den bibeltreuen Christen auseinander, aber greift die Bibel an sich nicht an[3]. Das wäre am Ende der 50er Jahre einem vorwiegend christlichen Publikum auch nicht zu vermitteln gewesen.  
Die beiden wirklichen Antagonisten sind der Staatsanwalt und Präsidentschaftskandidat Matthew Harrison Brady (gespielt von einem geradezu dämonischen Frederik March), der Wasser predigt, aber Wein trinkt, und dennoch als Vertreter des Gesetzes alles versucht, die Evolutionstheorie als antichristlich und mit dem christlichen Glauben unvereinbar hinzustellen, und der Rechtsanwalt Henry Drummond (gespielt von einem äußerst sympathischen Spencer Tracy), der die Gedankenfreiheit verteidigen will und seinen Widerpart und alten Bekannten Brady zum Schluss mit der Bibel zu überzeugen versucht, indem er ihn fragt, wie lange der erste Tage des Schöpfungswerks gedauert habe, da es ja noch nicht einmal die Sonne gab, um die Zeit zu messen.
Die letzte Szene des Films ist versöhnlich, denn Drummond, der zuvor dem menschenverachtenden Journalisten Hornbeck ins Gewissen geredet hatte, hält die beiden Bücher, die Bibel und „On the Origin of Species“ abwägend in der Hand, so als müsste er sich für eines der beiden entscheiden. Schließlich legt er beide aufeinander und gesteht damit sowohl dem einen, als auch dem anderen seine Berechtigung zu.
Darwins Theorie auf den Satz „der Mensch stammt vom Affen ab“ zurückzuführen, ist natürlich eine unzulässige Verkürzung. Aber solche Verkürzungen sind sehr populär geworden und haben schließlich zum sogenannten „Sozialdarwinismus“ geführt, wo es auch unter den Menschen um den „Kampf ums Überleben“ („struggle for life“) und das „Überleben des Stärkeren“ („survival of the fittest“) geht, die im Tierreich vorherrschen. Diese im Zusammenhang mit der Eugenetik auch im Dritten Reich sehr populär gewordene Weltanschauung widerspricht in der Tat der Bibel, insbesondere dem Neuen Testament.
Aber die weltanschaulichen Ungereimtheiten und Gefahren des Darwinismus werden im Film nicht thematisiert. Es wird im Verlauf der Handlung ein etwas einfacher Schwarz-Weiß-Antagonismus hergestellt, bei dem die evangelikalen Christen die Irrenden und die aufgeklärten Anhänger der Evolutionstheorie die Guten sind. Der versöhnliche Schluss wirkt daher ein wenig aufgesetzt.
Wenn Rechtsanwalt Drummond sich immer wieder auf das freie Denken beruft und sogar drei renommierte Wissenschaftler aufrufen möchte, dann wird er vom Gericht zurückgewiesen. Der Film ist zugleich ein Versuch, die Verfolgung Andersdenkender während der sogenannten McCarthy-Ära zu thematisieren. Einer der ursprünglichen Drehbuchautoren stand auf der sogenannten „Blacklist“[4].
Wir können uns heute die Stimmung im damaligen Amerika kaum noch vorstellen. Es kam, wie Arthur Miller (1915 – 2005), der ein Drama darüber geschrieben hat, beschrieb, zu einer regelrechten „Hexenjagd“ (1953).
Die weltanschauliche Frage, ob der Mensch als Krone der Schöpfung nur ein höher entwickeltes Tier ist, oder eine eigene Species darstellt, bleibt aber auch in dem Film unbeantwortet. Unbestritten ist allerdings, dass der Mensch beides sein kann: Tier oder Engel, denn er ist das einzige Lebewesen auf der Welt, das die Freiheit besitzt, zwischen gut und böse, zwischen richtig und falsch und zwischen schön und hässlich zu wählen (Ethik, Logik und Ästhetik).
Gestern lief auf der seit Donnerstag stattfindenden Berlinale der neueste Film[5] von Fatih Akin, der in besonders genüsslicher Art die Abgründe des Menschen vorführt, indem er die reale Geschichte des Hamburger Frauenmörders Fritz Honka erzählt. Schon beim Lesen der Filmkritik heute in unserer Tageszeitung wurde mir übel.
So zeigen sich im Film „Inherit the Wind“ die bibeltreuen Christen mit ihren hasserfüllten Gesichtern eher als bösartige Tiere und beweisen so im Grunde die Tiernähe des Menschen, die Darwin aufzeigen wollte. Nur Spencer Tracy stellt in dem Film als Rechtsanwalt Drummond eine Person dar, die auf der Höhe des Menschseins steht.
Interessant ist auch die Rolle der Rahel Brown (gespielt von Donna Anderson), die zwischen den beiden Weltanschauungen hin- und her pendelt. Ihre Seele wird durch den Prozess, in den sie Brady in seinem Fanatismus als unfreiwillige Zeugin gegen ihren Verlobten hineinzieht, schwer geprüft. Zum Schluss findet sie jedoch zurück zu Cates und wendet sich von ihrem Vater, Reverend Brown, ab.
Der Film geht auf das Theaterstück gleichen Namens aus dem Jahre 1955 zurück und bleibt diesem recht treu, weicht jedoch in Einzelheiten von der historischen Wirklichkeit erheblich ab.
In dem Film „Terminator 2“ spielt ein Datum, das sich mir tief einprägt, eine besondere Rolle: der 29. August 1997. Im Film wird damit auf den sogenannten „Judgement Day“ (so der Originaltitel) verwiesen, also den Tag des Jüngsten Gerichts. Ich erinnere mich, als ich schon im Bett liege, an diese Zeit in meinem eigenen Leben. Zwei Tage später, am 31. August 1997, verunglückte Prinzessin Diana in einem Schnellstraßen-Tunnel in Paris. Es war ein Schock, der durch die ganze Menschenwelt ging. Auch ich war aufgeschreckt. Bis heute ist dieser Tod von Rätseln umgeben. Natürlich war das nicht das „Jüngste Gericht“, aber eine tiefere Bedeutung hatte der Tag schon, nur weiß noch niemand wirklich, welche.
An diesem 31. August 1997 entdeckt, während im Fernsehen die ersten Bilder von dem schrecklichen Unfall gezeigt werden, die „fabelhafte Amelie“ in dem bekannten Film von Jean-Pierre Jeunet aus dem Jahre 2001 das Schatzkästlein, das die ganze Handlung auslöst.
Am 26. Juni 1997 war beim britischen Bloomsburry-Verlag mit einer Miniauflage von 500 Exemplaren der erste Harry-Potter-Roman („Harry Potter and the Philosopher’s Stone“) erschienen. Das Buch gilt heute als größter Bucherfolg aller Zeiten und war Beginn einer siebenteiligen Serie, in der Zauberer und Dämonen plötzlich sehr populär wurden und insbesondere Kinder und Jugendliche in ihrem Bann zogen.[6]
So weisen mehrere populäre Ereignisse auf den Sommer des Jahres 1997, in dem nach verschiedenen Berechnungen auch die Handlung aus „Terminator 2“ spielt.[7]



In dem Film geht es um John[8] Connors und seine Mutter Sarah, die von Maschinen verfolgt werden, die aus der Zukunft in die Gegenwart geschickt wurden, um die beiden zu töten, da sie im Jahre 2029 die Rebellion gegen die künstliche Intelligenz anführen würden, welche die Herrschaft auf der Erde angetreten hat. Die Wurzeln zu dieser verhängnisvollen Entwicklung liegen wohl im Jahr 1984, dem Orwell-Jahr, in dem der erste Terminator-Film ins Kino kam.
In solchen Terminen und Bildern erkenne ich tiefere Wahrheiten. Für mich sind es reale Inspirationen, die geistige Wirklichkeiten abbilden, wie genau, das sei dahingestellt. Besonders interessant sind dabei die zeiträumlichen Paradoxien, welche den Zuschauer auf eine höhere Bewusstseinsebene heben können.
Jedenfalls erinnere ich mich, dass ich um die Michaeli-Zeit des Jahres 1997 plötzlich sehr krank wurde und drei Wochen lang in einer Art Koma dahindämmerte. Damals lebte ich intensiv in einer Parallelwelt und hatte Weltuntergangs- und Weltschöpfungsträume, die ich bis heute nicht vergessen kann. Später wurde mir bewusst, dass ich – zumindest ansatzweise – von einem ahrimanischen Wesen besessen war. Das wurde mir durch einen der Träume klar, in dem dieses Wesen in meinen auf dem Boden liegenden Körper hinein schlüpfte, genau wie der teuflische T 1000 jederzeit in den Körper anderer Menschen hineinzuschlüpfen vermag.
Gerade diese Szenen erlebte ich gestern Abend wieder sehr intensiv in dem Film und ich spürte fast körperlich, dass sich mir beim Anschauen jenes geistige Wesen wieder ganz real annäherte und von mir Besitz ergreifen wollte. Ich versuchte es spontan mit meinem Gebet abzuwehren, ähnlich wie die Vampir-Jäger in den Dracula-Filmen es mit dem Kreuz (oder mit Knoblauch) versuchen.



[1] Der Film ist aber nicht historisch genau, sondern folgt in seinem Grundaufbau dem Dreiakter von Jerome Lawrence und Robert E. Lee aus dem Jahr 1955.
[2] Vermutlich ist Henry Lois Mencken verwandt mit einem meiner Ex-Kollegen am PG: Dr. Peter Menniken, der über das „Menschen ABC bei Thomas Mann“ promoviert hat..
[3] Es werden nur Beispiele aus dem Alten Testament zitiert. Das Neue Testament wird in dem Film an keiner Stelle herangezogen.
[5] „Der goldene Handschuh“
[6] Ich muss immer wieder darauf verweisen, wie prägend solche Bücher oder Filme auf jugendliche Seelen wirken, denn ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich als Elfjähriger den ersten Winnetou-Film („Der Schatz im Silbersee“) im Kino gesehen habe.
[8] Der Name des jungen Helden erinnert – wohl nicht zufällig – an den Namen des Autors der „Offenbarung“, auch „Apokalypse“ genannt.

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