Montag, 21. Januar 2019

Mondsüchtig - Gedanken zu dem Film von Norman Jewison aus dem Jahre 1987




Arte brachte in den vergangenen zwei Wochen unter dem Titel „Winter of Moon“ eine Reihe von Dokumentationen und Filmen zum Thema Mond. Das eine oder andere habe ich gesehen, so zum Beispiel am Samstagabend den Dokumentarfilm „Im Schatten des Mondes“ von David Sington (USA 2007) über die Apollo-Missionen, mit denen von 1968 bis 1972 (angeblich) amerikanische Weltraumkapseln im Wettlauf mit den russischen Kosmonauten als erste den Mond erreicht und umrundet haben und zwölf davon wohl auch auf dem Erdtrabanten gelandet sind und unseren nächtlichen himmlischen Begleiter betreten haben.
Damals hat der Mond seine poetische Unschuld verloren und ist zu einem reinen Himmelskörper aus Stein und Staub geworden.
Wie die Amerikaner mit ihren Landefähren, die in den Dokumentationen absolut „dünnhäutig“ aussehen, auf dem Mond landen konnten und dann gesund wieder zur Erde zurückkehren konnten, ohne durch die enorme Weltraumstrahlung vergiftet zu werden, ist mir schleierhaft. Aber offenbar sahen im Juli 1969 Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt die faszinierenden Bilder von der ersten Mondlandung live im Fernsehen, so ich auch in unserem Schwarzweiß-Fernseher.
Der Regisseur schaffte es, einige der weltberühmten Astronauten als Zeitzeugen vor die Kamera zu holen und sie ihre Erlebnisse erzählen zu lassen. Ich sah und hörte Edwin Aldrin und Michael Collins, die Männer, die von der ganzen Welt als Helden gefeiert wurden. Allerdings war Neil Armstrong, der angeblich erste Mann auf dem Mond nicht dabei, ich weiß nicht warum. Hatte er etwas zu verbergen?
Am Sonntagnachmittag kam noch eine Sendung zu dem Thema: „Der achte Kontinent“. In diesem Film wurde auch auf die Theorie eingegangen, dass die Mondlandung in Wirklichkeit gar nicht stattgefunden habe, sondern von Hollywood in einem Studio nur inszeniert wurde.
Als Gegenbeweis dienen die etwa 4000 Mitarbeiter der NASA, die man nicht alle zum Schweigen verurteilen konnte und ein bis heute funktionstüchtiges Radargerät, dass eine der Apollo-Missionen auf dem Mond so positionierte, dass es auf die Erde zeigte. Bis heute könne man so den exakten Abstand zwischen Mond und Erde messen. Ob das technisch wirklich möglich ist, kann ich nicht beurteilen. Dazu fehlen mir die Fachkenntnisse. Aber ich habe auch da meine Zweifel. Wie kann ein technisches Gerät 50 Jahre funktionstüchtig sein, wenn es nicht nur der Strahlung, sondern auch den unzähligen Meteoriten ausgesetzt ist, die täglich auf den Mond prasseln, da sie von keiner Atmosphäre zurückgehalten werden. Wir sehen jede Nacht Dutzende von Sternschnuppen; das heißt: auch auf die Erde würden, wenn wir keine Schutzhülle hätten, täglich zahllose kosmische Partikel herabregnen. Der Mond ist vielfach kleiner als die Erde und diesem Bombardement ständig ausgesetzt.
Die US-Verwaltung hat die Menschheit schon so oft belogen und belügt sie auch heute noch. Wie soll man diesen Amerikanern überhaupt noch irgendetwas glauben!?
Wenn schon Lüge, dann lieber in einem gut gemachten Hollywoodfilm!
So sah ich gestern Abend zum ersten Mal den herrlichen Streifen „Moonstruck“ (Mondsüchtig) von Norman Jewison aus dem Jahre 1987 mit der Sängerin Cher und dem jungen Macho Nicolas Cage in den Hauptrollen.
Der Film ist zwar ziemlich unglaubwürdig, überzeugt aber durch eine dichte Atmosphäre und eine heitere Komik.
Er spielt im Milieu einer italienischen Auswandererfamilie in Brooklyn. Als erstes fällt mir das kleine Kreuz auf, dass Cher als Loretta Castorini an einem Goldkettchen um den Hals trägt. Sie war einmal verheiratet, ihr Mann ist aber von einem Bus überfahren worden.[1] Sie meint, dass es daran lag, dass sie nicht kirchlich geheiratet hatten.
Nun ist die hübsche 37jährige Witwe befreundet mit einem Geschäftsmann, der ihr in einem italienischen Restaurant einen Heiratsantrag macht.
Sie liebt ihn zwar nicht und hat ihn nur „gern“, aber sie möchte doch noch gerne einen Mann und Kinder haben. So geht sie auf den Antrag ein, nachdem Johnny Cammereri (Danny Aiello) vor ihr niedergekniet ist. Da Johnny dringend nach Sizilien fliegen muss, weil seine Mutter im Sterben liegt, verschieben sie die Hochzeit um einen Monat.
Johnny bittet Loretta vor seinem Abflug noch, seinen jüngeren Bruder Ronnie (Nicolas Cage) anzurufen, um ihn zur Hochzeit einzuladen. Er wolle es nicht persönlich tun, weil er seit fünf Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen hatte, sei nun aber bereit, sich mit ihm zu versöhnen.
Der Zuschauer erfährt schließlich, dass Ronny die linke Hand verloren hat, als sein Bruder ihn vor fünf Jahren (1982) bei einem Besuch in der Bäckerei, in der er schon damals arbeitete, einen Moment lang abgelenkt hatte. Die Hand geriet so in die Schneidemaschine. Daraufhin habe ihn auch seine damalige Freundin verlassen, weil sie nicht mit einem „Krüppel“ leben wollte.
Als Loretta anruft, wimmelt sie Ronny aggressiv ab und legt auf. So beschließt die hartnäckige Frau, die schon graue Strähnchen in den Locken hat, ihn in seiner Bäckerei persönlich aufzusuchen. In dieser und in vielen anderen Nächten sieht man den Vollmond über dem Himmel von Manhattan, so als würde er die ganze nun beginnende Liebesgeschichte begleiten und gar nicht mehr abnehmen wollen.
Der junge aggressive Mann steht nur mit einem Unterhemd am Oberkörper in der heißen Backstube. Seine schwarzen Brusthaare sind deutlich zu sehen. Loretta erlebt in Ronny die Leidenschaft, die sie bei dem älteren Bruder insgeheim vermisst hat, und erklärt ihm sein Wesen: „ Du bist ein Wolf und würdest dir eher die Hand abhacken als in eine Falle zu tappen!“
Obwohl sich Ronny zunächst dagegen wehrt, leuchtet ihm die Botschaft ein und schließlich landen die beiden in seinem Bett. Wieder ist es Vollmond. Lorette verliebt sich gegen ihren eigenen Willen in Ronny, bereut jedoch ihren „Seitensprung“ bereits am nächsten Morgen. Als gläubige Katholikin sucht sie sofort ihren Priester in der Kirche auf und beichtet ihm ihre Sünde. Sie erhält Absolution.
Da lädt sie Ronny, der sagt, dass er sie liebe, ein letztes Mal ein, um mit ihr in der Met die Oper „La Boheme“ zu erleben[2]. Er sagt, er liebe Opern. In seinem Zimmer hat er einen Plattenspieler, auf dem er bei jeder Gelegenheit Opern hört. Das Poster des italienischen Komponisten Guiseppe Verdi hängt an einer seiner Zimmerwände. Außerdem hängt an einer anderen Wand die Reproduktion der Madonna Jardiniere von Raphael (1508) aus dem Louvre, auf dem man die Mutter Maria mit zwei Knaben sieht.
Ich finde es ziemlich unglaubwürdig, dass ein junger Bäcker in die Oper geht.
Aber das tut er, um sich noch ein (letztes) Mal mit Loretta treffen zu können. Die beiden Dinge, die er am meisten liebt, wolle er an diesem Abend noch einmal zusammenbringen: Loretta und die Oper „La Boheme“. Danach, so beteuert er, könnten sie sich trennen. Dass es dann doch anders kommt, war vorauszusehen. Daran ist nur den Mond schuld, den die Wölfe (und die fünf Hunde von Lorettas Opa) anheulen.
In der Oper erkennen sich die beiden Liebenden gar nicht gleich wieder: sowohl Jonny hat sich mit Frack, Fliege und weißem Schal chic angezogen, als auch Loretta, die ihre Haare beim Friseur färben und ihre Fingernägel rot lackieren ließ und extra für den Abend rote Schuhe und ein atemberaubendes, schulterfreies Kleid gekauft hatte.
Loretta, die wohl eher selten in die Oper geht, ist am Schluss zu Tränen gerührt über die tragische Liebesgeschichte von Rodolfo und Mimi. Die Geliebte, die an Tuberkulose leidet, stirbt am Schluss in den Armen Rodolfos.
Glücklicherweise geht der Film besser aus: Die Familie und sogar der Verlobte sind einverstanden, dass Loretta nicht den älteren, sondern den jüngeren Bruder heiratet.
Der Film, der im Jahr von Ronald Reagans „Star-Wars“-Programm SDI entstand, rehabilitiert den Mond in gewisser Weise als romantischer Begleiter einer Liebesgeschichte. Schlussendlich ist er – so die Botschaft – verantwortlich für den Seitensprung, steht also der gläubigen Katholikin zunächst im Weg, um sie am Ende dann doch den Mann ihres Lebens finden zu lassen.
Hier kann eine tiefere Schicht des Zuschauers etwas von dem alten Zauber erleben, den schon vorchristliche Völker im Mond und seinen Phasen erlebten, wie es zum Beispiel auch auf der Himmelsscheibe von Nebra zu sehen ist. Damals war der Mond noch ein von göttlichen Wesen bewohntes Gestirn.
Rudolf Steiner hatte einmal ausgeführt[3], was die Mission der westlichen Völker sei. Er meinte, dass im Westen eine Art Kosmogonie entwickelt werden könne, allerdings nicht, wie es die Ingenieure und Techniker der NASA verstehen, sondern im geistigen Sinne. Davon sind die amerikanischen Wissenschaftler heute noch weltweit entfernt.
Ähnlich wie die sowjetischen Kommunisten statt des Ideales echter, auf Religion begründeter Brüderlichkeit eine sozialistische Diktatur als Zerrbild geschaffen haben, so schaffen die Amerikaner in ihrer Weltraumforschung ein Zerrbild der eigentlichen Wissenschaft vom Kosmos.



[1] Das erinnert mich an die Szene aus „Grand Canyon“, wo der Protagonist auch beinahe von einem Bus überfahren wurde. Aber Kevin Kline hatte offenbar einen menschlichen Schutzengel, der ihn rechtzeitig zurückzog.
[2] La Boheme ist die vierte von insgesamt zwölf Opern des italienischen Komponisten Giacomo Puccini und wurde am 1. Februar 1896 im Teatro Regio in Turin mit mäßigem Erfolg uraufgeführt, und ist heute die bekannteste und beliebteste Oper Puccinis. Sie gehört dem Stile nach zum „Verismo“, wo auf der Opernbühne nicht mehr wie früher Aristokraten, sondern gewöhnliche Leute gezeigt werden. Die Handlung spielt im Paris der 1830er Jahre.
[3] GA 191, 10.10.1919

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