Sonntag, 27. Januar 2019

Lachen als Heilmittel gegen den Tod - zum Film "Der Junge muss an die frische Luft" von Charlotte Link




Den obigen Text[1] habe ich ganz überstürzt und ohne ihn noch einmal auf seine innere Logik zu überprüfen, auf Facebook („Gedanken zum Tag“) veröffentlicht. Ich bin dann mit Dorothea und Klaus ins Kino gegangen, um „Der Junge muss an die frische Luft“ anzuschauen. Die ganze Zeit über hat mich diese Veröffentlichung belastet, die ich plötzlich als missverständlich erlebte. Aber der Film über die Kindheit des Clowns Hape Kerkeling, der seine Mutter zum Lachen bringen wollte, damit sie nicht so traurig ist, hat mich dann sehr berührt und ich glaube, auch alle anderen Filmbesucher. Das Kino war voll, vorwiegend mit Menschen in meinem Alter.
Dieser Mann, dessen Buch „Ich bin dann mal weg“ einen Hype auf dem Jakobsweg ausgelöst hat, ist ein wahrer „Parzival-Typ“: durch Mitleid wissend – der reine Tor.
Er hat es mit seinem Humor leider nicht geschafft, den Tod seiner geliebten Mutter zu verhindern. Aber er hat seine Mission gefunden: das Leid der Menschen durch Lachen zu heilen.
Obwohl ich ihn nie im Fernsehen angeschaut habe, weil ich in der Regel „Comedy“ genauso wenig ansehe wie Krimis, so halte ich Hans-Peter Kerkeling nach diesem Film, der von Charlotte Link sehr einfühlsam nach seiner eigenen Autobiographie mit hervorragenden Schauspielern gestaltet wurde, für eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die unter den „Clowns“ der Gegenwart weit herausragt.
Da ich im Augenblick  selbst durch den Verlust zweier Menschen aus meiner Gemeinde mit dem Tod konfrontiert bin, so hat mich der Film doppelt berührt. Nach dem Kinobesuch habe ich meinen Text sofort umgeändert. An diesem Holocaust-Gedenktag wollte ich mich nicht – wie es nach diesem Text scheinen konnte – in die Reihe derer einreihen, die Tote, ob es einer oder Millionen sind, instrumentalisieren.
Ich möchte jeden Toten ehren und ihn ruhen lassen.
Nicht wir Menschen haben zu urteilen über das Leben und den Tod. Wir können trauern, wir können unserer verstorbenen Angehörigen gedenken, ja wir können sogar über fremde Menschen weinen, die „unschuldig“ ermordet wurden. Aber wir können jeden Toten aus unserer karmischen Gemeinschaft auch innerlich begleiten in jene Welt, in der er nun alle irdische Last abgelegt hat wie meine liebe Gisela Victoria oder mein lieber Hans-Joachim.
Einzig und allein diejenigen Toten, die im Leben den Glauben an etwas Höheres und Gott verloren haben, müssen wir wirklich bedauern. Aber sie sind ein Anruf an uns, umso mehr Geist zu entwickeln.
So können wir ihre Seelen in einer späteren Zeit vielleicht auch noch retten.
Hape Kerkeling ist ein geistiger Mensch.
Sein Heilmittel gegen den Tod ist das Lachen.



[1] Es stürmt so viel auf mich ein, dass ich aufpassen muss, den roten Faden nicht zu verlieren.
Mit großer Enttäuschung musste ich feststellen, dass sich Irene Diet von mir abgewendet hat – sie sprach von einer notwendigen Scheidung der Geister – weil ich Verständnis für Christian Clement (der mein kürzliches Freundschaftsangebot bis heute nicht erwidert hat, nachdem wir bereits von 2013 – 2015 Facebookfreunde waren) und gar für Helmut Zander (den ich für einen Gegner halte, aber dennoch glaube, dass er vielleicht in Wirklichkeit die Anthroposophie sucht) signalisiert hatte. Dabei werde ich Irene „ewig“ dankbar sein für ihre Herausgabe von Rudolf Steiners „Lebensgang“ in der ursprünglich vorliegenden Urform.
Nun hat eine andere Autorin, die ich schätze, erstaunlicherweise einen Kommentar unter eine Karikatur aus der TAZ gesetzt, die ich von meinem Freund Fritz Hoffman übernommen hatte, obwohl mir die Botschaft auch nicht hundertprozentig gefiel, weil wieder einmal zwei Gruppen von Menschen gegeneinander ausgespielt wurden, so als wäre das Leben eines spanischen Jungen, der vor zwei Wochen in ein Bohrloch gefallen war und um den sich Rettungskräfte seitdem unter großem Einsatz technischer Mittel bemühen, mehr wert sei als über hundert Schwarzafrikaner, die vor einer Woche vermutlich im Mittelmeer ertrunken sind, weil sie auf unsicheren Schlauchbooten Europa erreichen wollten.
Ich mag diese Art nicht, Tote gegen Tote gegenseitig aufzurechnen. Wo fängt das an, wo hört es auf? Ich mag es auch nicht, wenn heute am „Holocaust-Gedenktag“ wieder an die sechs Millionen Juden erinnert wird, die von den Nazis „ermordet“ worden sein sollen.
Niemand stand dabei und hat die Opfer gezählt. Niemand weiß wirklich, ob alle ermordet wurden oder an Krankheiten oder Hunger starben.
Und was ist mit den 20 Millionen Menschen, die von den Kommunisten in der Sowjetunion umgebracht worden sein sollen? Gibt es für sie auch einen Gedenktag?
Wohin führt dieses makabre Aufrechnen der Toten? Es führt nur noch tiefer in den Materialismus hinein, der die eigentliche Ursache für die Katastrophen des 20. Jahrhunderts ist. Aber das will niemand sehen, denn dann müsste man ja seine Weltanschauung grundlegend überdenken.
Nun habe ich eben verschiedene Kommentare zu den ertrunkenen Schwarzafrikanern im Mittelmeer bekommen, unter anderen auch von jener Schriftstellerin, deren hochinteressantes Buch „Amerika und der Holocaust – die verschwiegene Geschichte“ (Knaur-Taschenbuchverlag, München 2004) ich seit 2008 besitze und mit großem Interesse gelesen habe.
Die ehemalige TAZ-Autorin, die derzeit in New York lebt, heißt Eva Schweitzer und ist seit einigen Monaten meine Facebookfreundin.


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