Mittwoch, 21. November 2018

Mysterienluft - die Agatha-Christie-Verfilmung "Tod auf dem Nil" von John Guillermin aus dem Jahre 1978






Am 04.01.2016 sah ich auf Arte den Film „Death on the Nile“ (Tod auf dem Nil) von John Guillermin (Großbritannien 1978). Er wurde zusammen mit dem zweiten Film „The Evil under the sun“ (Das Böse unter der Sonne) anlässlich des 40. Todestages von Agatha Christie auf dem deutsch-französischen Kultursender ausgestrahlt.
Die Krimis dieser britischen Autorin sind nach der Bibel die meistgelesenen Bücher der Welt.
Agatha Christie wurde am 15. November 1890 in Torquay in der Grafschaft Devon in Süd-England geboren und starb als hochbetagte und geehrte „Dame Comander“ des „Ordens des britischen Empire“ (seit 1971) am 12. Januar 1976.
In Torquay hielt der bereits schwerkranke Rudolf Steiner vom 11. bis 22. August 1924 auf Initiative von Daniel N. Dunlop und Ealeanor C. Merry den zweiten internationalen Sommerkurs (veröffentlicht in GA 243 unter dem Titel „Das Initiatenbewusstsein“) ab. Rudolf Steiner schildert die geistige Stimmung mit folgenden Worten: „Wir durften in Umgebungen sein, welche mancherlei uralt Bedeutsames aussprechen, welche durch dasjenige, was sie aus uralt Bedeutsamen bewahrt haben, heute noch in einer geistig außerordentlich bedeutsamen Weise zu uns sprechen.“ (GA 206a). Rudolf Steiner sprach in Torquai über die richtigen und die falschen Wege in die geistige Welt. Er sprach vom Bewusstsein der Chaldäer und über die Schule von Chartres.
Interessant ist, dass Agatha Christie, die sich in ihrer Autobiographie besonders an ihre Kindheitserlebnisse in Torquai erinnert, später (1930) den britischen Archäologen aus dem Team von Leonard Wooley, Max Mallowan, heiratete und sich viel bei Ausgrabungen im Irak und in Syrien aufhielt, insbesondere in Ur in Chaldäa, der Heimatstadt Abrahams. Sie ist also eng mit den antiken Mysterienkulten verbunden.
Das wird auch in ihrem Roman „Tod auf dem Nil“ (1937), auf dem der Film basiert, deutlich. Er spielt bei den Pyramiden von Giseh, der Tempelstadt Karnak und in Abu Simbel. Hier atmet der Film „Mysterienluft“, wenn auch auf eher platte Weise.
Interessant ist auch folgendes Zitat aus der englischen Wikipedia-Seite:
“Although it was a British film, Death on the Nile first premiered in New York, on 29 September 1978, to coincide with the sale of tickets for the Metropolitan Museum of Art's opening on 15 December 1978 of the travelling exhibition The Treasures of Tutankhamun, which had piqued interest in Egyptian artefacts. For the US market, artist Richard Amsel was commissioned to change the original British poster art by including the profile of King Tutankhamun with ceremonial knife (and modern revolver), surrounded by the cast.
In London, there was a Royal Charity Premiere at the ABC Shaftesbury Avenue on 23 October 1978, attended by the Queen, Prince Philip and Earl Mountbatten.”

Vordergründig erzählt der Film aber eine Geschichte von Mord und Todschlag, die mit dem makabren schwarzen Humor der Briten entwickelt wird.
Die Konstellation ist in vielen Agatha-Christie-Krimis immer wieder ähnlich: Die Teilnehmer einer Reisegruppe, hier genau zwölf, haben alle ihre dunklen Geheimnisse und jeder könnte der gesuchte Mörder sei. Das Böse hat sich in alle Herzen eingenistet, besonders aber in das Herz von Jacqueline de Bellefort, gespielt von Mia Farrow, die zehn Jahre zuvor in dem Film „Rosemaries Baby“ das Böse in Person zur Welt brachte. Sie sagt im Film einmal, dass „sie ihrem Stern folgen müsse, selbst wenn er sie in die Hölle führen würde“.
Das Makabre ist, dass sie und ihr Geliebter „aus Liebe“ morden. Ihr wahres Motiv ist jedoch Habgier. Auch die Zwölfzahl der Verdächtigten deutet auf einen spirituellen Hintergrund hin, den man näher untersuchen müsste. Hercule Poirot, der belgische Detektiv, klärt als Dreizehnter den verwickelten Fall mit Hilfe seines Verstandes auf. Hier kommt die  britische „Verstandesseele“ zum Einsatz, also eine Form der Bewusstseinsentwicklung, die eigentlich nicht mehr zeitgemäß ist.

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