Freitag, 5. Oktober 2018

Alles verdreht - unzeitgemäße Gedanken zu dem Film "Phönix" von Christian Petzold aus dem Jahre 2014




Mich beschäftigt noch der Film „Phönix“ von Christian Petzold, den ich am Montagabend (01.10.2018) auf Arte sah. Ich habe gestern im SWR2-Forum Nico Hofmann, den Produzenten von Fernsehfilmen zur Deutschen Kriegs- und Nachkriegsgeschichte wie „Die Flucht“, „Dresden“ oder „Unsere Väter, unsere Mütter“ gehört. Es ging in dem Forum um „Public History“ und die Frage, wie historisch die gestern in der ARD neu angelaufene Serie „Berlin – Babylon“ von Tom Tykwer ist.
Nico Hofmann erzählt, wie sehr ihn im Jahre 1979 die amerikanische Serie „Holocaust“ geprägt hat. Da war er gewiss nicht der einzige.[1] Er gesteht dadurch nebenbei ein, dass er sein emotionales Geschichtswissen nicht aus dem Studium von historischen Büchern, sondern vorwiegend aus Filmen bezieht.
Das war bei mir lange auch so, bis ich anhand des Filmes „Die Nacht der Generäle“ (USA 1966)[2] gemerkt habe, wie sehr ich als Zuschauer durch die Bilder manipuliert wurde, ja manipuliert werden sollte.
Aber diese Problematik wurde in dem Diskussionsforum, soweit ich es auf meiner Fahrt von Schwäbisch Hall nach Crailsheim mit verfolgen konnte, gar nicht angesprochen: dass hinter solch teuren Produktionen wie „Berlin-Babylon“ auch eine Intention steht, eine bestimmte Absicht.
Vorhin lernte ich über Facebook ein neues Wort kennen: „Kontaktschuld“. Dieses Wort meint die Schuld, die ein Zeitgenosse „auf sich lädt“, der irgendwie in die Nähe eines Menschen gerät, der angeblich rechtes Gedankengut vertritt. Wie schnell man in „die rechte Ecke abgeschoben“ werden kann, ist mir aus eigener Erfahrung schmerzlich bewusst. Dann ist man automatisch als Diskussionsteilnehmer disqualifiziert und die rechten, das heißt linken Intellektuellen wenden sich naserümpfend, manchmal auch angewidert ab.
Nun zeigt der Film „Phönix“ einmal wieder eine Jüdin, die (vollkommen entstellt) den Holocaust überlebt hat und in Berlin nach ihrem Ex-Mann sucht. Gespielt wird Nelly Lenz von Nina Hoss. Sie findet eine Frau von der Jewish Agency, die sich rührend um sie kümmert, Leni Winter.
Der Film lässt mich beinahe bis zum Ende gefühlsmäßig kalt und ich spiele mehrmals mit dem Gedanken, abzuschalten. Wenn anschließend nicht der Film „Beuys“ gekommen wäre, den ich unbedingt sehen wollte, hätte ich es auch getan. So zwang ich mich, den Film bis zum Ende anzusehen.
Ich mag nicht, wenn Menschen gezeigt werden, deren Leid mich berühren soll. Entweder berührt mich das Leid, und dann funktioniert der Film, oder der Film hat die Absicht, dass mich das Leid berühren soll: dann funktioniert der Film nicht. So geht es mir inzwischen mit allen Filmen, in denen Juden als Opfer gezeigt werden, die durch unglaubliches Leid gehen mussten. Wenn ich dann erfahre, dass hinter dem Film ein jüdischer Produzent, Drehbuchautor oder Regisseur steht, dann merke ich die Absicht und bin verstimmt. Auch meine Eltern und Großeltern haben unendliches Leid erfahren, als sie in einen Krieg gezwungen wurden, den sie nicht wollten, und schließlich aus ihrer geliebten Heimat (Schlesien) vertrieben wurden. 
Berührt an dem Film „Phönix“, der nach dem Roman „Retour des Cendres“ (Rückkehr aus der Asche) des französischen Schriftstellers Hubert Monteilhet aus dem Jahr 1961 entstanden ist, der 1965 bereits schon einmal verfilmt wurde[3], haben mich zwei Szenen in Form eines „Schocks“: die erste Szene war, als Nelly Lenz erfährt, dass ihre jüdische Freundin Leni Winter (gespielt von Nina Kunzendorf), die einmal sagt, dass sie den Deutschen (kollektiv) nie verzeihen könne, Selbstmord begangen hat und zum zweiten Mal, als ihr Ex-Mann Johannes Lenz gleichzeitig mit dem Zuschauer bei ihrem Vortrag des Songs "Speak Low!" sieht, dass sie eine KZ-Nummer am Unterarm trägt. In diesem Augenblick wird Johnny/Johannes klar, dass er tatsächlich seine Ex-Frau wieder gefunden hat, die er in den vergangenen Wochen Schritt für Schritt in betrügerischer Absicht als diese aufgebaut hatte.
Der Film arbeitet ganz auf diesen letzten Schock hin und bricht dann ab. Damit erzeugt er seine Sog-Wirkung.
Der Zuschauer bleibt mit seinem Schock allein und kann nun nicht mehr daran zweifeln, dass Nelly tatsächlich im KZ war und dort unendliches Leid gesehen hat: Sie musste den Ankommenden die Taschen leeren und ihnen die Wertgegenstände abnehmen. Dabei stammte sie selbst aus einer reichen jüdischen Familie, deren Geld auf Schweizer Konten nun mit Hilfe von Leni von der Jewish Agency zurückgefordert werden konnte.
Genau an dieses Geld will der Deutsche, der seine Frau an die Gestapo verraten hatte, heran. Er ist eigentlich bis zum Schluss der fiese Charakter in dem Film, während Nelly immer noch Liebe und Verständnis für ihn aufbringt. Johannes denkt nur an das Geld.
Das empfinde ich als eine bewusste Verdrehung der Realität: nicht die Deutschen sind in der Regel geldgierig und dem Gott Mammon verfallen, sondern zahlreiche führende Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft. Ich möchte nur Richard Fuld, den Ex-CEO der vor zehn Jahren nach Spekulationen pleite gegangenen jüdischen Traditions-Bank „Lehman Brothers“ als Beispiel anführen, einen Tyrannen, der seine Mitarbeiter anfeuerte: „Presst sie aus wie Zitronen!“ und einmal sagte: „Ich reiße ihnen das Herz bei lebendigem Leib heraus und esse es.“[4]
Ich könnte zahllose weitere Beispiele anführen, wie Juden, sowohl „rote“ als auch „goldene“[5], die Reichtümer[6] ihrer Mitmenschen geplündert haben und noch plündern.
Deshalb wehre ich mich gegen die einseitige Schuldverteilung: hie die Juden, die armen Opfer, da die Deutschen, die bösen Täter. In immer wieder neuen Variationen wird dieses Schwarz-Weiß-Schema durch Filme kolportiert und propagiert. Mit Absicht!



[3] 1965 von J. Lee Thompson unter dem Titel „Return from the Ashes” (Deutsch: „Eine Tür fällt zu“)
[4] Siehe die Dokumentation „Inside Lehman Brothers – Whistleblower packen aus“ von Jennifer Deschamps, Frankreich/Finnland 2018, https://www.arte.tv/de/videos/080155-000-A/inside-lehman-brothers/
[5] Die „roten Juden“ sind diejenigen, die sich dem Kommunismus, die „goldenen“ die, welche sich dem Kapitalismus verschrieben haben. Den Begriff habe ich in dem Buch „Das Judaskreuz“ von William Boehart, Olsburg-Verlag 2018 gefunden.
[6] Manchmal auch die Renten armer Bürger, die ihre Altersversorgung in Aktien angelegt haben. In letzter Zeit interessieren sich Investoren sogar für die gefüllten staatlichen Rentenkassen. Hier bewahrheitet sich das Wort von Dick Fuld: „Presst sie aus wie Zitronen!“

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