Montag, 3. September 2018

Ein britischer Kutter gegen ein deutsches Kanonenboot - Gedanken zum amerikanischen Abenteuerfilm "African Queen" von John Huston aus dem Jahre 1951




Gestern (02.09.2018) Abend zeigte Arte den Abenteuerfilm „The African Queen“ (USA 1951) von John Huston.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich den berühmten Film schon einmal gesehen hätte. Es ist eine Art Kammerspiel auf einem Boot mitten im ehemaligen Deutsch-Südost-Afrika.
Der verwahrloste und zynische kanadische Kapitän Charlie Alnutt (Humphrey Bogart) und die altjüngferliche, prinzipientreue britische Missionarin Rose Sayer (Katherine Hepburn), zwei Menschen, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten, versuchen zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 auf der „African Queen“, einem kleinen dampfbetriebenen Postschiff, aus der von Deutschen vernichteten Missionsstation auf dem Olangu-Fluss über gefährliche Stromschnellen und den von den Deutschen beherrschten Tanganjika-See in die britische Kolonie Kenia zu gelangen, ein beinahe aussichtsloses Unternehmen. Auf dem engen Raum des kleinen Schiffes und durch die vielen Gefahren wachsen die beiden zusammen und werden schließlich am Ende unter dem Galgen des Kanonenbootes „Luisa“, an dem sie als Spione aufgehängt werden sollen, vom deutschen Kapitän getraut. Allerdings kommt es nicht zur Hinrichtung, weil die deutsche „Luisa“ auf die von Humphrey Bogart mit zwei Torpedos bestückte, gekenterte „African Queen“ aufläuft und sinkt.
Der Film ist vor allem wegen seiner witzigen Dialoge bekannt. Das Drehbuch stammt aus der Feder des US-amerikanischen Journalisten, Filmkritikers und Pulitzer-Preisträgers James Agee (zusammen mit John Huston und Peter Viertel). Er hatte auch das Drehbuch zu dem Film „Die Nacht des Jägers“, den ich erst vor ein paar Wochen auf Arte gesehen habe, geschrieben. Produziert wurde der Film von Sam Spiegel.
Das Thema Afrika verfolgt mich offenbar. Dabei sieht man nur in der ersten Viertelstunde des Films Schwarze. Sie sitzen gerade in der kleinen Methodistenkirche in einem Eingeborenen-Dorf beim Gottesdienst. Rose spielt Orgel und ihr Bruder Samuel (Robert Morley) predigt.
Da trifft Charlie Alnutt ein und bringt Post und Zeitungen in die fern jeglicher Zivilisation gelegene Missionsstation. Er wirft, bevor er die Kirche betritt, seine halb gerauchte Zigarre weg. Sofort stürzen sich einige Schwarze, die nicht im Gottesdienst waren, darauf und raufen sich um den Stummel. Später verlassen auch einzelne schwarze Kirchgänger den Gottesdienst, um auch einen Zug von der Zigarre abzubekommen. 
Hier zeigt der Film zweierlei: erstens, wo die wahren Prioritäten der Schwarzen zu liegen scheinen und zweitens, wie tierähnlich sie sich verhalten, wenn man ihnen etwas „Wertvolles“ hinwirft, auch wenn es nur ein Stummel von einer Zigarre ist.
Solch eine Szene würde heute kein Regisseur mehr drehen, auch wenn das Verhalten der meisten Afrikaner zumindest damals bestimmt durch diese Szene zutreffend charakterisiert wurde.
Der Film hat durch diese Anfangsszene das Thema „Afrika“ erschöpfend behandelt. Schwarze kommen später nicht mehr vor.
Das andere Thema des Films ist der Krieg. Die beiden Helden sind natürlich klar auf der Seite der Briten, die damals in Afrika versuchten, den Deutschen ihre Kolonien abzunehmen. Im Film ist es allerdings genau umgekehrt. Er erweckt den Anschein, als würden die Deutschen, die wieder einmal sämtlich als brutal und böse und außerdem hässlich (siehe „Hitlerjunge Salomon“) gezeichnet werden, den Briten eine Kolonie wegnehmen wollten. Jedenfalls zerstören sie die Missionsstation der britischen Methodisten. Sie brennen brutal alles nieder: das Eingeborenen-Dorf und die Kirche. Ich kann nicht glauben, dass dies der historischen Wirklichkeit entspricht. Aber sechs Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hilft dieser Film 1951 dabei, das negative Bild des „german villain“ auf der Welt zu verfestigen.
Der offene britische Patriotismus kommt am Ende des Filmes zur Geltung, als Katherine Hepburn nach der „göttlichen Rettung“ aus den undurchdringlichen Schlingpflanzen auf der „African Queen“ die britische Flagge hisst und die zwei versuchen, das deutsche Kanonenboot „Luisa“ anzugreifen. Leider gerät das Unternehmen in einen Sturm, die „African Queen“ kentert und die Deutschen nehmen die Schiffbrüchigen als feindliche Spione gefangen und verurteilen sie umgehend zum Tode.
Aber die Deutschen haben nicht mit der Magie der kleinen „Königin von Afrika“ gerechnet, die nun selbstständig „angreift“ und die Deutschen besiegt. Nun ist klar, wer in Afrika König bleibt: Deutsch-Ost-Afrika wird nach dem Ersten Weltkrieg als Tansania, Ruanda und Uganda dem britischen Kolonialreich zugeschrieben. Die Bahn von Kairo nach Kapstadt auf der britischen Ostseite[1] des vollkommen kolonisierten Kontinents kann also gebaut werden, nachdem die "bösen" deutschen Konkurrenten als Hindernis auf dem Weg vertrieben worden waren. Hier hat sich die Geschichte wiederholt. Wie einst die Amalektiter den Hebräern standen die Deutschen in Ostafrika dem britischen Empire im Weg und mussten weichen.
Samuel, der Bruder von Rose, ein Pastor, der gerne Bischof geworden wäre, verflucht die Deutschen auf dem Sterbebett – er hat durch den Überfall eine Herzattacke bekommen – und bittet: „Herr, vernichte die Amalektiter!“ Dazu muss man wissen, dass viele Juden in den Deutschen die modernen Amalektiter sahen. Dieses Volk hat sich den Hebräern auf dem Weg von Ägypten ins „Gelobte Land“ in den Weg gestellt und so gibt der Prophet Samuel dem zukünftigen König Saul den Befehl, dieses Volk „mit Männern, Frauen, Kindern und Säuglingen abzuschlachten“ (siehe 1. Samuel 15, 1 – 11).
Der Produzent von „African Queen“ war der Jude Sam (Samuel) Spiegel (1901 – 1985)[2], der bedeutende Filme wie „Die Faust im Nacken“ (1954), „Die Brücke am Kwai“ (1957), „Lawrence von Arabien“ (1962), aber auch „Die Nacht der Generale“ (1966) finanziert hat. Zumindest in letzteren beiden Filmen kommt eine klar antideutsche Einstellung zum Ausdruck.
Zweimal wird in dem Film gebetet: Das erste Gebet habe ich schon erwähnt. Es kam aus dem Mund von Samuel, der interessanterweise Samuel aus der Bibel zitiert. Das Gebet war eher ein Fluch. Das zweite Gebet kommt aus dem Mund von Rose: sie bittet Gott am Ende der Fahrt, als sie schon fast am Ziel angekommen sind, in einer aussichtslosen Situation, weil sie mit ihrem Boot in eine von Schlingpflanzen verbaute „Sackgasse“ geraten sind, um Hilfe. Tatsächlich wird ihre Bitte erhört und es regnet daraufhin, als wolle Gott eine zweite Sintflut über die Erde kommen lassen. Die „African Queen“ treibt auf den See hinaus, dem sie schon ganz nahe war, während die beiden erschöpften Insassen wie tot schlafen. Charlie hatte schon mit dem Leben abgerechnet: Er sagt später zu Rose: „Ich habe dem Tod ins Auge geschaut und meine Konsequenz gezogen“. Der Filmkritiker Wolfgang Tietze sagt im zweiten Band von „Reclams Filmklassiker“, in dem er Hustons ersten außerhalb Hollywoods gedrehten Film als “kleinen großen Film“ bezeichnet: „Charlie ist ein – auch von Huston bewunderter – hemingwayscher Held“.
Peter Viertel (1920 – 2007), ein deutscher Jude, der bis zu seinem Tod in zweiter Ehe mit Deborah Kerr verheiratet war, hat neben James Agee und John Huston ebenfalls am Drehbuch mitgearbeitet. Dieser war mit vielen Schriftstellern befreundet, unter anderem auch sehr eng mit Ernest Hemingway, weil seine Eltern, mit denen er 1928 nach Amerika ausgewandert war, in Hollywood im Filmgeschäft gut vernetzt waren. Der Vater Berthold war ein bekannter Theater- und Filmregisseur, die Mutter Salka Viertel, geborene Steuermann, Drehbuchautorin.[3] Peter Viertel schrieb die Drehbücher zu den Hemingway-Verfilmungen von „Fiesta“ unter dem Titel „Zwischen Madrid und Paris“ (The Sun also Rises, Henry King 1957) und „Der alte Mann und das Meer“ durch John Sturges im Jahr 1958.
Erst vor kurzem sah ich „Aviator“ (USA 2004) von Martin Scorsese. In dem Film spielt die großartige Cate Blanchett die Hollywoodschauspielerin Katherine Hepburn, die lange Jahre die Geliebte von Howard Hughes gewesen ist. Katherine Hepburn war auch privat eng befreundet mit Humphrey Bogart und seiner Frau Laureen Bacall.
Solch ein „großer kleiner Film“ ist eigentlich heute nur noch interessant, wenn man ihn im Zusammenhang mit der Filmgeschichte sieht.

Ich bin in meinem Leben viel ins Kino gegangen. Aber auch in die Kirche. Ich glaube nicht, dass ich durch das eine oder andere ein besserer Mensch geworden bin. 
Aber ich habe viel darüber gelernt, wie menschliche Seelen gelenkt werden können.

Jetzt lese ich gerade den Anfang des Buches „Der Nähkreis“. Zu Beginn geht es um die erste wirkliche Film-Diva, die aus Schweden stammende Schauspielerin Greta Garbo. Der MGM-Produktionschef Irving Thalberg (1899 – 1936)[1] ist im Gespräch mit der Autorin und Modedesignerin Mercedes de Acosta, die dafür plädiert, die Garbo in ihrem nächsten Film in einer Szene in Männerkleidung auftreten zu lassen. Auf sie ging die Angewohnheit vieler weiblicher Stars zurück, sich in Schwarz und Weiß zu kleiden. Axel Madsen beschreibt sie so:
„Mercedes de Acosta hatte im Laufe der Jahre immer mehr Farben verbannt, bis ihre gesamte Garderobe – und später auch ihre Wohnungseinrichtung – nur noch schwarz und weiß war. ‚Mercedes de Acosta sah aus wie ein spanischer Dracula‘, erklärte Maria Riva, die Tochter von Marlene Dietrich.“ (S 26)
Ich beschäftige mich im Augenblick intensiv mit dem Kampf Michaels mit dem Drachen. Es geht mir dabei vor allem um die unbewusste Beeinflussung der Seelen durch ahrimanische Wesenheiten. Dabei werden im Grunde zwei Personenkreise benutzt: zum einen die fundamentalistischen Evangelikalen, welche die Bibel wörtlich nehmen und zum anderen die Juden von Hollywood, die in der Filmindustrie die perfekte Propaganda-Maschinerie zur Manipulation der Menschheit geschaffen haben.

Axel Madsen macht sich auch Gedanken über das Kino und findet treffende Formulierungen:
„Filme sind stilisierte Bilder des Geheimnisvollen. Was uns ins Kino lockt, ist unter anderem der Reiz, dass wir hier von Glamour umgebene Personen sehen können, Personen, die interessanter und fesselnder, unkonventioneller, geistreicher, witziger und schöner als der Rest von uns sind und die die besondere Anziehungskraft der Leinwand ausmachen. Von allen Stars, die die Fantasie des Kinopublikums beflügelten, reichte dagegen kaum einer an die rätselhafte und unnahbare Garbo heran. Sie war, wie die New York Times nach ihrem Tod 1990 schrieb, ‚der Maßstab, an dem andere gemessen wurden.‘“ (S 29)
Hollywood setzte ganz bewusst schöne Frauen ein, um das Publikum zu „verführen“. Nicht nur (junge) Männer begannen im Kino zu träumen, sondern auch Frauen. Sie identifizierten sich mit ihren Idolen oder eiferten ihnen nach.
Madsen weiter:
„Es war Irving Thalberg, nicht Louis B. Mayer, der intuitiv begriffen hatte, was es war, worauf die Kinobesucher ansprangen, was die Macht eines Stars ausmachte: die Möglichkeit, sich mit ihm identifizieren zu können. Und in dem Zusammenhang auch, dass das Publikum sich auf der Leinwand nicht in erster Linie zum anderen Geschlecht, sondern zu den Licht- und Schattenseiten des eigenen Geschlechts hingezogen fühlte, mit denen man sich identifizieren und auf die man die eigenen Wunschvorstellungen projizieren konnte.“ (S 31)



[1] Irving Thalberg, Spross deutscher Juden, avancierte bereits mit 20 Jahren zum „Executive Producer“ in Carl Laemmles Universal-Studios. Nachdem er sich mit Carl Laemmle überworfen hatte, wechselte er zu MGM und wurde der Stellvertreter des skrupellosen Louis B. Mayer.



[1] Die Westseite hatten vor allem Franzosen und Belgier unter sich aufgeteilt.
[3] Die Ehe von Berthold und Salka Viertel wird in Axel Madsens Buch „Der Nähkreis – Hollywoods größtes Geheimnis: die Diven und ihre Liebe zu Frauen“ (Heyne, München 1997) ausführlich beschrieben. Sie waren schon in den 20er und 30er Jahren das Zentrum sexueller Experimente hinter den Kulissen der Traumfabrik.

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