Gestern (27.05.2018) Abend zeigte Arte den „Kult-Western“
„Johnny Guitar“ (USA 1953) von Nicholas Ray.
Der Film ist gut gemacht, aber
wenn ich mir über seine Botschaft Rechenschaft ablege, so werden in ihm wieder zwei
Menschen verherrlicht, die eigentlich – im Sinne des Christentums – „sündig“
geworden sind: Johnny (Sterling Hayden) war früher ein Revolverheld und hat
gegen das fünfte Gebot (Du sollst nicht töten) verstoßen und Vienna (Joan
Crawford) ist eine Bardame, die das sechste Gebot (Du sollst nicht ehebrechen) gebrochen
hat.
Erster hat in den vergangenen fünf Jahren, seitdem er seine Geliebte
verlassen hat, seine Pistolen gegen eine Gitarre eingetauscht und zieht nun als
„Troubadour“ durch den Wilden Westen. Vienna hat das Geld, das sie als
Prostituierte verdient hat, gespart und sich damit einen eigenen Spiel-Saloon aufgebaut,
bei dem in wenigen Jahren die neu zu bauende Eisenbahn vorbeikommen wird,
worauf sie „spekuliert“.
Sie hat also ihr „Kapital“ scheinbar gut angelegt.
Leider wird ihr Casino von den
braven Bürgern unter der Regie des Ober-Ranchers McIvers (Ward Bond) angezündet
und vernichtet. Dieser wird aufgehetzt durch Emma Small (Mercedes McCambridge),
die aus verschmähter Liebe und Eifersucht auf Vienna vollkommen verblendet ist.
Der ganze Film ist im Grunde eine
Hommage an Joan Crawford, die alternde Diva, die in dem Film mindestens fünfmal
ihr Kostüm wechseln darf und einmal sogar im weißen Hochzeitskleid durch die
Nacht reitet, verfolgt von Emma und ihren schwarz gekleideten Schergen, die sie
unter einer Brücke hängen wollen.
Im letzten Augenblick kann Johnny
sie retten.
Zum Schluss haben die beiden
Helden, die mehrmals bis auf die Haut durchnässt werden, nichts mehr, als sich
selber, wenn sie sich am Ende – klatschnass – umarmen, nachdem sie eben erst
die nassen Kleider zum ersten Mal gewechselt hatten.
Ich verstehe schon: jeder soll
immer wieder eine neue Chance bekommen, auch der Killer und die Hure.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen