Samstag, 20. Januar 2018

Ist die "Weltdiktatur" schon da? - Beobachtungen zum Film "Snowden" von Oliver Stone aus dem Jahre 2016


Ronald Reagan nannte die Sowjetunion einst das „Reich des Bösen“. Inzwischen scheint sich das Verhältnis umgekehrt zu haben.
Lena und ich sahen gestern Oliver Stones Film „Snowden“ (USA/Deutschland 2016) über den amerikanischen Whistleblower Edward Snowden, der die Welt im Juni 2013 über das ganze Ausmaß der Überwachung durch die Geheimdienste (CIA,NSA und MI6) aufgeklärt hat und seitdem in Moskau im Asyl leben muss.
Der Film ist spannend und berührend und vor allem: er basiert weitgehend auf Fakten.
In den USA wollte Stone nicht drehen, weil er (wohl zu Recht) Behinderungen durch die Dienste befürchtete. So drehte er vorwiegend in München. In den USA floppte der Film und spielte die Ausgaben von ca. 40 Mio. US-Dollar nicht ein, obwohl er in 2000 Filmtheatern gezeigt wurde.
Die Amerikaner wollten vermutlich nicht aufgeschreckt werden und verweigerten wie einst die katholischen Kardinäle um Galileo Galilei den „Blick durch das Fernrohr“. So sehr ist die große Masse des amerikanischen Volkes schon konditioniert, dass sie kritische Filme über ihre Administration gar nicht einmal zur Kenntnis nehmen möchte.
Aber es ist mir schon klar, dass es immer nur „ein kleines Häuflein“ (Rudolf Steiner) sein wird, welches die Wahrheit wissen möchte und sich die Arbeit macht, sie zu erforschen.
Oliver Stone, der bereits 1991 mit einem hervorragend recherchierten Film über die Ermordung John F. Kennedys („JFK“) an die Öffentlichkeit getreten ist, gehört für mich mit Sicherheit dazu. Erst vor ein paar Tagen sahen wir seinen letzten Dokumentarfilm „Ukraine on Fire“, in dem er die wahren Hintergründe des Umsturzes in der Ukraine vom November 2013 bis zum Februar 2014 aufzeigt, die von den Mainstream-Medien bis heute verschleiert oder geleugnet werden. Dieser Film fand im Westen bis heute keinen Verleiher. Wen wundert‘s!?
„Snowden“ zeigt, in welchem Maße die Computer-Technologie heute bereits in der Lage ist, im Dienst der angelsächsischen Dienste ohne richterliche Genehmigung jeden Bürger in jedem Staat auszuspähen und über jeden ein „Profil“ zu erstellen. Dagegen waren die IMs in den kommunistischen Staaten, von denen ich auch von meiner russischen Freundin aus erster Hand erfahre, relativ „harmlos“, obwohl durch ihre Mitwirkung unzählige Menschen ihren Arbeitsplatz und viele sogar ihr Leben verloren haben: Die Menschen sprachen einfach nicht öffentlich oder kritisch über Politik.
In einer Diktatur wie der Sowjetunion war das normal. Dass es aber heute auch im Ursprungsland der Demokratie zum Usus gehört, Menschen auszuspähen und „Geheimnisverräter“ auszuschalten, das zeigt der Film „Snowden“ in aller erschreckenden Deutlichkeit.
Edward Snowden lebt heute als Asylant in Moskau, geschützt von Wladimir Putin, der in den westlichen Medien als „Diktator“ dargestellt wird. Hätte er dort kein Asyl bekommen, wäre er heute vermutlich schon tot, liquidiert von seinen einstigen Kollegen bei den Diensten.
An einer Stelle des Films versucht Edward Snowden seinen „Geheimnisverrat“ zu rechtfertigen. Er erinnert an die Nürnberger Prozesse und an die UN-Charta. Er sagt, dass in Nürnberg in einem ersten Schritt die Hauptkriegsverbrecher abgeurteilt wurden, dann aber in einem zweiten Schritt die Mitläufer. Auch Mitläufer, so erklärt er, machen sich schuldig. Keiner könne sich seitdem mit der „Gehorsamspflicht“ herausreden. Wer privates oder staatliches Unrecht erkennt, hat – laut UN-Charta – sogar die Pflicht, mit seinem Wissen an die Öffentlichkeit zu gehen, um diese vor Schaden zu bewahren.
Genau das hat Edward Snowden („Schneewittchen“) getan und wird seither von der amerikanischen Politik verfolgt. Donald Trump hat ihm – vor seiner Wahl zum 45. Amerikanischen Präsidenten – sogar mit der Todesstrafe gedroht.
Was ist die Verfassung der USA noch wert, wenn dort das Bürgerrecht auf freie Meinungsäußerung systematisch ausgehöhlt wird, wie es seit der Regierungszeit Ronald Reagans geschieht!?
In „Ukraine on Fire“ wird gezeigt, was die meisten Menschen nicht wissen: Unter Reagans Regierung wurde nach den Aufdeckungen der illegalen Under-Cover-Aktionen der amerikanischen Geheimdienste durch Kongress-Anhörungen im Jahre 1983 die Strategie geändert. Mit der Gründung des NED („National Endowmend for Democracy“) übernahmen sogenannte NGOs die von der US-Regierung geplanten „Regime-Changes“ in unliebsamen Staaten, die seit dem Umsturz im Iran (1953) in mindestens sieben Fällen[1] die CIA geleitet hatte.


So kam es 2003 zur Rosenrevolution in Georgien, 2004 zur orangen Revolution in der Ukraine und schließlich ab 2010 zur „Arabellion“, zum „arabischen Frühling“ in Tunesien, Ägypten, Libyen und Syrien. Inzwischen weiß man mit Sicherheit, dass all diese Umsturzversuche von amerikanischen NGOs geplant und unterstützt wurden.
Der Film „Snowden“ zeigt am Beispiel von Japan, wie dazuhin in jedem Staat, der sich von den USA abwendet, am nächsten Tag die Lichter ausgehen. Überall haben die angelsächsischen Dienste in Kraftwerken oder Wasserversorgungsanlagen eine „Malware“ installiert, die sie nur zu aktivieren brauchen. Dann bricht die Strom- und Wasserversorgung des betreffenden Staates zusammen.
Offenbar plant Amerika die Weltdiktatur, die noch umfassender sein wird als es George Orwell in seinem Roman „Nineteen-Eighty-Four“ (1948) vorausgesagt hat.




[1] Guatemala unter Präsident Jacobo Arbenso (1954), Kongo unter Patrice Lumumba (1961), Cuba unter Fidel Castro (Invasion in der Schweinebucht, 1961), Brasilien unter Jang Goulart (1964), Indonesien unter Sukarno (1965) und Chile unter Salvador Allende (1973). Siehe auch Daniele Ganser, Illegale Kriege, Orell-Füssli-Verlag, Zürich, 6. Auflage 2017

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