Ronald Reagan nannte die
Sowjetunion einst das „Reich des Bösen“. Inzwischen scheint sich das Verhältnis
umgekehrt zu haben.
Lena und ich sahen gestern Oliver
Stones Film „Snowden“ (USA/Deutschland 2016) über den amerikanischen Whistleblower
Edward Snowden, der die Welt im Juni 2013 über das ganze Ausmaß der Überwachung
durch die Geheimdienste (CIA,NSA und MI6) aufgeklärt hat und seitdem in Moskau
im Asyl leben muss.
Der Film ist spannend und
berührend und vor allem: er basiert weitgehend auf Fakten.
In den USA wollte Stone nicht
drehen, weil er (wohl zu Recht) Behinderungen durch die Dienste befürchtete. So
drehte er vorwiegend in München. In den USA floppte der Film und spielte die
Ausgaben von ca. 40 Mio. US-Dollar nicht ein, obwohl er in 2000 Filmtheatern
gezeigt wurde.
Die Amerikaner wollten vermutlich
nicht aufgeschreckt werden und verweigerten wie einst die katholischen Kardinäle
um Galileo Galilei den „Blick durch das Fernrohr“. So sehr ist die große Masse
des amerikanischen Volkes schon konditioniert, dass sie kritische Filme über
ihre Administration gar nicht einmal zur Kenntnis nehmen möchte.
Aber es ist mir schon klar, dass
es immer nur „ein kleines Häuflein“ (Rudolf Steiner) sein wird, welches die
Wahrheit wissen möchte und sich die Arbeit macht, sie zu erforschen.
Oliver Stone, der bereits 1991
mit einem hervorragend recherchierten Film über die Ermordung John F. Kennedys („JFK“)
an die Öffentlichkeit getreten ist, gehört für mich mit Sicherheit dazu. Erst
vor ein paar Tagen sahen wir seinen letzten Dokumentarfilm „Ukraine on Fire“,
in dem er die wahren Hintergründe des Umsturzes in der Ukraine vom November
2013 bis zum Februar 2014 aufzeigt, die von den Mainstream-Medien bis heute
verschleiert oder geleugnet werden. Dieser Film fand im Westen bis heute keinen
Verleiher. Wen wundert‘s!?
„Snowden“ zeigt, in welchem Maße
die Computer-Technologie heute bereits in der Lage ist, im Dienst der
angelsächsischen Dienste ohne richterliche Genehmigung jeden Bürger in jedem
Staat auszuspähen und über jeden ein „Profil“ zu erstellen. Dagegen waren die
IMs in den kommunistischen Staaten, von denen ich auch von meiner russischen
Freundin aus erster Hand erfahre, relativ „harmlos“, obwohl durch ihre
Mitwirkung unzählige Menschen ihren Arbeitsplatz und viele sogar ihr Leben
verloren haben: Die Menschen sprachen einfach nicht öffentlich oder kritisch
über Politik.
In einer Diktatur wie der
Sowjetunion war das normal. Dass es aber heute auch im Ursprungsland der
Demokratie zum Usus gehört, Menschen auszuspähen und „Geheimnisverräter“
auszuschalten, das zeigt der Film „Snowden“ in aller erschreckenden
Deutlichkeit.
Edward Snowden lebt heute als
Asylant in Moskau, geschützt von Wladimir Putin, der in den westlichen Medien
als „Diktator“ dargestellt wird. Hätte er dort kein Asyl bekommen, wäre er
heute vermutlich schon tot, liquidiert von seinen einstigen Kollegen bei den
Diensten.
An einer Stelle des Films
versucht Edward Snowden seinen „Geheimnisverrat“ zu rechtfertigen. Er erinnert
an die Nürnberger Prozesse und an die UN-Charta. Er sagt, dass in Nürnberg in
einem ersten Schritt die Hauptkriegsverbrecher abgeurteilt wurden, dann aber in
einem zweiten Schritt die Mitläufer. Auch Mitläufer, so erklärt er, machen sich
schuldig. Keiner könne sich seitdem mit der „Gehorsamspflicht“ herausreden. Wer
privates oder staatliches Unrecht erkennt, hat – laut UN-Charta – sogar die
Pflicht, mit seinem Wissen an die Öffentlichkeit zu gehen, um diese vor Schaden
zu bewahren.
Genau das hat Edward Snowden („Schneewittchen“)
getan und wird seither von der amerikanischen Politik verfolgt. Donald Trump
hat ihm – vor seiner Wahl zum 45. Amerikanischen Präsidenten – sogar mit der
Todesstrafe gedroht.
Was ist die Verfassung der USA noch
wert, wenn dort das Bürgerrecht auf freie Meinungsäußerung systematisch
ausgehöhlt wird, wie es seit der Regierungszeit Ronald Reagans geschieht!?
In „Ukraine on Fire“ wird
gezeigt, was die meisten Menschen nicht wissen: Unter Reagans Regierung wurde
nach den Aufdeckungen der illegalen Under-Cover-Aktionen der amerikanischen
Geheimdienste durch Kongress-Anhörungen im Jahre 1983 die Strategie geändert. Mit
der Gründung des NED („National Endowmend for Democracy“) übernahmen sogenannte
NGOs die von der US-Regierung geplanten „Regime-Changes“ in unliebsamen Staaten,
die seit dem Umsturz im Iran (1953) in mindestens sieben Fällen[1] die CIA geleitet hatte.
So kam es 2003 zur
Rosenrevolution in Georgien, 2004 zur orangen Revolution in der Ukraine und
schließlich ab 2010 zur „Arabellion“, zum „arabischen Frühling“ in Tunesien,
Ägypten, Libyen und Syrien. Inzwischen weiß man mit Sicherheit, dass all diese
Umsturzversuche von amerikanischen NGOs geplant und unterstützt wurden.
Der Film „Snowden“ zeigt am
Beispiel von Japan, wie dazuhin in jedem Staat, der sich von den USA abwendet,
am nächsten Tag die Lichter ausgehen. Überall haben die angelsächsischen
Dienste in Kraftwerken oder Wasserversorgungsanlagen eine „Malware“
installiert, die sie nur zu aktivieren brauchen. Dann bricht die Strom- und
Wasserversorgung des betreffenden Staates zusammen.
Offenbar plant Amerika die
Weltdiktatur, die noch umfassender sein wird als es George Orwell in seinem
Roman „Nineteen-Eighty-Four“ (1948) vorausgesagt hat.
[1]
Guatemala unter Präsident Jacobo Arbenso (1954), Kongo unter Patrice Lumumba
(1961), Cuba unter Fidel Castro (Invasion in der Schweinebucht, 1961), Brasilien
unter Jang Goulart (1964), Indonesien unter Sukarno (1965) und Chile unter
Salvador Allende (1973). Siehe auch Daniele Ganser, Illegale Kriege, Orell-Füssli-Verlag,
Zürich, 6. Auflage 2017
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