Montag, 18. Dezember 2017

Die Umwertung aller Werte durch das Kino - Anmerkungen zu dem amerikanischen Western "Zwei dreckige Halunken" von Joseph L. Mankiewicz aus dem Jahr 1970

Ich schaute am Sonntag, den 17. Dezember 2017, auf Arte den Mankiewicz-Film „Zwei dreckige Halunken“ (There was a Crooked Man) aus dem Jahre 1970 an, den ich Anfang der 70er Jahre bereits im Kino gesehen hatte.
Ich war total enttäuscht von dem Wiedersehen. 


Noch nie war mir der Schauspieler Kirk Douglas so unsympathisch gewesen. Er spielte einen Räuber, der mit seiner John-Lennon-Brille wie ein Intellektueller aussieht, aber in Wirklichkeit ein ausgekochter und brutaler Gauner ist, der mit sechs Kumpels, die sich ihm anvertrauen, einen Ausbruch aus dem in der Wüste liegenden Gefängnis-Fort plant und zum Schluss alle austrickst und den Mitgefangenen Floyd Moon (Warren Oates), der in ihm endlich einen Freund gefunden zu haben glaubte, erschießt.
Paris Pitman Jr., so heißt der Mann, hatte nämlich einem reichen Farmer beim Abendessen im Kreise seiner Familie 500000 Dollar aus dem Safe geraubt, die er anschließend in einer Schlangengrube versteckt hat.
Der Gefängnisdirektor und ehemalige Sherif Woodward W. Lopeman (Henry Fonda), der bestrebt war, in dem Fort einen humanen Strafvollzug mit Arzt, Krankenstation und angenehmen Speisesaal einzuführen, verfolgt den Geflohenen und findet ihn schließlich neben der Schlangengrube tot liegen, weil er von einer Klapperschlange gebissen worden war, die sich in einer Frauenunterhose versteckt hatte, in der der Bandit einen Teil des Geldes untergebracht hatte. Er nimmt die 500000 Dollar und den Toten an sich, reitet mit der Beute zum Fort zurück, übergibt den Toten dem Gefängnis und reitet mit dem geraubten Geld zufrieden davon zur mexikanischen Grenze.
Zum Schluss heißt es ironisch: „Er lebte lang und glücklich bis an sein Lebensende“. Damit erinnert der Film, der auf dem amerikanischen Filmplakat mit „Once Upon A Time – There was a Crooked Man“ angekündigt wurde, an ein Märchen. Aber im Unterscheid zu diesem Film siegen im Märchen immer die Guten. Hier verliert zwar der eine Böse (Kirk Douglas), aber der nur vermeintlich Gute, der Mann des Gesetzes, lässt sich durch den Gott Mammon verführen und nimmt das „mühsam ersparte“ Geld des wohlhabenden Farmers, um glücklich zu werden.
Was ist das für eine verquere (crooked) Botschaft? Soll das etwa witzig sein?
Schon Sergio Leone hatte Henry Fonda ganz entgegen seiner bisherigen Rollen in „Once Upon A Time in The West“ (Spiel mir das Lied vom Tod, Italien/USA 1968) als Oberschurken besetzt. In Mankiewicz‘ ein Jahr später entstandenen Western, der in gewisser Weise die Thematik der Italowestern variiert, erlebt der Zuschauer den aufrechten Gesetzesmann Fonda zum Schluss ebenfalls als „crooked Man“, also als Halunken. Für ein paar Dollars mehr wirft er seine Rechtschaffenheit über Bord und macht sich mit dem gestohlenen Geld aus dem Staub.
Mir fallen natürlich wieder die vielen dramaturgischen Seitenhiebe auf die christliche Religion auf. Der am Anfang des Films überfallene Farmer hat gerade sein Tischgebet zu Ende gesprochen, als wie eine Antwort von oben die Räuber die Familie beim Abendessen überfallen.
Später entlarvt der Film den frommen Familienvater als bigotten Heuchler, der sich „als alter Kunde“ in einem Bordell kostenlos vergnügen darf, indem er durch ein Guckloch einem Klienten beim Sex zuschauen darf. Zufällig ist das gerade Kirk Douglas, der sich mit zwei Prostituierten vergnügt.
Der Zuschauer soll also sehen, wie dieser Mann sein Christentum „lebt“, nämlich gar nicht. Er ist als Voyeur nicht besser als der Bandit, der seine Sexualität zumindest genussvoll unbefangen ausleben kann, weil er jetzt, im Gegensatz zu dem christlichen Farmer, Geld hat. Er kann sich eine doppelte Portion Liebe kaufen, während der einst Reiche nur ein bisschen gucken darf.
Aber so geht es gerade weiter.
Als nächstes sieht man eine Szene in einer Kirche, in der der Prediger Cyrus McNutt (John Randolph) einer Art christlichen Sekte seinen Anhängern erzählt, wie ihn Gott bekehrt habe. Dabei arbeitet der betrügerische Priester mit seinem angeblich tauben Kompagnon Dudley Whinner (gespielt von dem anglikanischen Christen Hume Croyn) zusammen, den er als vollkommen blöd hinstellt, der aber plötzlich unter dem Einfluss der christlichen Erleuchtung, ein schönes Bild malen kann: Moses vor dem brennenden Dornbusch.
Der Betrug fliegt auf und die beiden falschen Christen landen ebenfalls im Gefängnis. Der nur scheinbar dumme Maler Whinner entfaltet im Gefängnis sein Talent, indem er im Auftrag des neuen Direktors Bilder für den neuen Speisesaal anfertigt, darunter die „Blinde Justitia“, die „Geschichte von Thanksgiving“, und eine „Susanna im Bade“, ein Thema, das in der klassischen Malerei vielen Künstlern die Gelegenheit bot, eine nackte Frau darzustellen.
Selbst in der Gemeinschaftszelle, in der die sieben Gauner eingepfercht sind, malt er ein Bild an die Mauer: einen Verkündigungs-Engel. Als sich seine Mitbewohner beschweren, dass der Engel keine Brüste habe, malt er ihm zwei riesige „Titten“. Nun sind die sechs mitgefangenen Männer zufrieden.
Natürlich steckt hinter der Zahl der sieben Gauner eine Anspielung auf John Sturges bekannten Western „The Magnificient Seven“ aus dem Jahre 1960, nur mit negativen Vorzeichen. Standen in dem älteren Western die sieben Revolverhelden – ähnlich wie in dem japanische Klassiker „Die sieben Samurai“ von Akira Kurosawa aus dem Jahre 1954, der als Vorbild diente – auf der Seite der Guten, so sind die sieben im Gefängnis allesamt unbekehrbare Halunken und manche sogar stolz darauf.
 Jeder der sieben Charaktere hat seine eigene kleine Biografie und seine eigenen Träume, wodurch der Film den Halunken eine Art von Würde verleiht: Wie in „Die glorreichen Sieben“ gibt es auch einen jugendlichen Heißsporn darunter, der die Rolle des Horst Buchholz aus dem älteren Film variiert: der an Dennis Hopper in „Easy Rider“ erinnernde, relativ langhaarige „Hippie“ Coy (gespielt von dem Fernsehmoderator und späteren Schriftsteller Michael Blodgett). Auch ein alter Haudegen, der von Allen „Missouri Kid“ (gespielt von Burgess Meredith, einem vielbeschäftigten Film- und Fernsehdarsteller aus einer alten Methodistenfamilie) genannt wird, sitzt in der Gemeinschaftszelle und träumt von einer eigenen Farm. Er brüstet sich damit, seit 35 Jahren nicht mehr gebadet zu haben[1]. So sind alle sieben Lebensalter (und vielleicht sogar alle sieben Todsünden)in der Gefängniszelle  vertreten. Mit dem Hünen Ah-Ping ist auch ein zopftragender Chinese dabei, der mit seinem kahlen Schädel ein wenig an Yul Brynner erinnert.
Kirk Douglas als „Paris“ wird wie Yul Brynner als „Chris“[2] in „Die glorreichen Sieben“ der Anführer der nicht sehr glorreichen Sieben. Aber er lässt – wie zu Beginn des Films – sämtliche Bandenmitglieder im Stich, um seine Beute nicht teilen zu müssen. Er ist nicht nur äußerst arrogant, sondern hat einen richtig miesen Charakter und entpuppt sich als kaltblütiger Killer.[3]
Mankiewicz hat den Film mit zwei Stars besetzt, die bisher im amerikanischen Film immer die Seite der Guten vertreten haben. Hier sind sie nun – wie der deutsche Titel verrät – nur noch „zwei dreckige Halunken“. Das ist dem Einfluss des Italowesterns zu verdanken, der den Publikumsgeschmack in der zweiten Hälfte der 60er Jahre vollkommen verändert hat.
Auf diese Schiene springt der amerikanische Western, der bisher in seinen besten Beispielen eher antiken Tragödien glich, am Ende der 60er Jahre auf. Bereits zwei Jahre zuvor war der amerikanische Western „Hängt ihn höher“ (Hang‘ em High, USA 1968) von Ted Post in die Kinos gekommen, durch den Clint Eastwood, der Held der gewaltgesättigten Dollar-Trilogie, nach seiner fulminanten Karriere in Italien wieder nach Hollywood zurückkehrte und einen Sheriff spielte, der eine Bande von zuerst neun, dann sieben Banditen verfolgt. Hier wird das Thema Justiz beziehungsweise Lynchjustiz auf bis dahin eher ungewöhnlich gewalttätige Weise variiert.
„There was a Crooked Man“ ist einer jener Filme, die das Rechtsempfinden des zumeist jugendlichen Publikums im Laufe der Zeit total verändert, um nicht zu sagen: zerstört haben.
Joseph L. Mankiewicz (1909 – 1993), der Regisseur, der durch das Schauspieler-Drama „Alles über Eva“ (All about Eve, USA 1950) berühmt geworden ist, entstammt einer deutsch-jüdischen Familie. Die Mankiewicz-Dynastie umfasst mehrere einflussreiche Persönlichkeiten: Josephs  Bruder Hermann war Drehbuchschreiber, der unter anderem am Drehbuch des berühmten Orson-Welles-Filmes „Citizen Kane“ (USA 1941) mitgewirkt hat, sein Neffe Frank war Journalist und Pressesprecher des 1968 ermordeten Senators Robert F. Kennedy.
Wieder frage ich mich, warum Arte solch einen Film gerade am (Dritten) Adventsonntag ausstrahlt.
Die Botschaft des ironisch gemeinten Western ist –  gemessen an christlich-abendländischen Werten – abgrundtief unmoralisch. Das von den Autoren Robert Benton und David Newman[4] geschriebene Drehbuch prägte zu Beginn der Siebzigerjahre natürlich vor allem die Geschmäcker und das Empfinden der gegen alles Institutionelle rebellierenden Jugend und fiel damit auf fruchtbaren Boden. Recht und Moral waren den 68ern nur noch hohl gewordene Traditionen bigotter Bürger. Die Werte des christlichen Abendlandes waren unglaubwürdig geworden.
Die 68er spalteten sich exakt im Jahr 1970 in zwei divergierende Gruppen: die einen glaubten an die Veränderung durch Gewalt (RAF)[5], die anderen machten Karriere und begannen den „Marsch durch die Institutionen“, bis sie die Millionen zusammen hatten, die ihnen ein vermeintlich glückliches Leben bescherten.[6]
Kirk Douglas (geboren 1916 als Issur Danielovitsch) repräsentiert die erste Gruppe, Henry Fonda (1905 – 1982) die zweite.
Zwei Details sind dabei interessant: Die John-Lennon-Brille des ersteren hatte ich schon erwähnt; Henry Fonda trägt seit seinem ersten Auftreten in dem Film einen Vollbart, was sehr ungewöhnlich für den sonst immer glattrasierten Darsteller ist, der vor allem seit seiner Rolle als Präsident Lincoln in dem John-Ford-Film „Young Mister Lincoln“ (USA 1939) bekannt war.
Durch seinen ungewöhnlichen Bart erinnert er auch ein wenig an die Studenten der 68er, die nicht nur lange Haare, sondern gern auch Vollbärte als Zeichen ihres Protestes trugen. Erst ganz zum Schluss des Films „There was a Crooked Man“, als er sich mit den 500000 Dollar nach Mexiko absetzt, trägt er sein Kinn plötzlich glattrasiert. Das Adjektiv „crooked“ bedeutet krumm, betrügerisch und verschlagen. Im Originaltitel ist nur die Rede von einem „crooked Man“, zu Deutsch: „Halunken“. Und damit kann nur der Gesetzesmann Henry Fonda gemeint sein, der sich mit der Beute nach Mexiko absetzt.
Es ist die Pointe des Films, dass auch der bisher anscheinend vollkommen rechtschaffene Sheriff in Wirklichkeit ein „Betrüger“ ist, so wie die beiden falschen christlichen Missionare Cyrus McNutt und Whinner.

So lautet die Botschaft des Films, von Arte sieben Tage vor Heilig-Abend ausgestrahlt, kurz zusammengefasst: Ein Hurra auf die sieben glorreichen Halunken.

PS:
Gestern Nachmittag (19.12.2017) habe ich den Western „Zwei dreckige Halunken“ von Joseph L. Mankiewicz noch einmal angeschaut.
Beim zweiten Mal sind mir wichtige Details aufgefallen, die ich beim ersten Anschauen übersehen habe. Deshalb muss ich mein eher negatives, ja vernichtendes Urteil gründlich revidieren.
Auf jeden Fall habe ich beim zweiten Sehen bemerkt, wie intelligent und gleichzeitig witzig der Film ist. Er thematisiert das Thema der Gesetzestreue anhand der Gefängnisinsassen, die der neue Gefängnisdirektor Lopeman durch „Rehabilitation“ zu anständigen Bürgern machen möchte.
Das Experiment des „Gutmenschen“ scheitert krachend.
Zwar schafft er es mit Hilfe von Pitman, dass sich die Halunken waschen und jeder – entsprechend seines Talentes – einer sinnvollen Tätigkeit nachgeht.
Aber die Gefängnisinsassen ändern sich nicht wirklich und ergreifen die nächstbeste Gelegenheit, auszubrechen. Diese bietet sich bei der Einweihung des neuen Speisesaales in Anwesenheit des Vizegouverneurs und seiner Frau, einer Lehrerin. Der Festakt endet in einer Slapstick-Szene, in der die Gefängnisinsassen, die eben noch durch die Reden gelobt wurden, den Inhalt der Teller – Hähnchen-Schlegel und Kartoffeln – durch den Saal auf die braven Bürger – den Vize-Gouverneur, seine Frau, seine Assistenten und Gefängnisdirektor Lopeman – werfen. Im allgemeinen Tumult gelingt es ihnen durch eine von Pitman minutiös geplante Aktion mit dem Dynamit, das der Maler Whinner heimlich aus dem Depot mitgenommen hat, als er dort seine Farben holte, die Mauern des Gefängnisses zu sprengen und den Ausbruch zu versuchen.
Leider sterben bei diesem Versuch vier der sechs Mithäftlinge von Pitman. Nur diesem gelingt die Flucht. Aber ihn erreicht die verdiente Strafe schließlich an der Schlangengrube, in der er seine Beute versteckt hatte.
Lopeman, der vor dem Trümmerhaufen seines idealistischen Lebenswerkes – als erster den „humanen Strafvollzug“ in einem amerikanischen Gefängnis eingeführt zu haben – steht, schwört Rache und verfolgt Pitman.
Das Ende zeigt Lopeman, der bisher keinen Whisky trank, einen Schluck aus einem „Flachmann“ nehmen und am Rio Grande zufrieden eine Zigarette drehen (was ihm bisher nie gelungen war, obwohl er es im Laufe der Filmhandlung immer wieder versucht hatte), bevor er zufrieden mit seiner Beute nach Mexiko reitet.
Der Film begann ja wie ein Märchen mit den Worten: „Es war einmal, als das Wasser der Flüsse noch blau und die Luft noch rein war…“ und endet nun, als der Ex-Sheriff durch das blaue Wasser des Flusses reitet und die Luft mit seiner selbst gedrehten Zigarette würzt, wieder mit den Worten eines Märchens: „… und so lebte er reich und glücklich bis an sein Lebensende“.
Beim zweiten Sehen kann ich die Ironie der Geschichte des gescheiterten Weltverbesserers erkennen und sogar an manchen Stellen lachen.
Was mir aber am meisten gefällt, ist, dass es auch bei aller Unmoral eine kleine Lichtgestalt in dem Film gibt, die „das Gute“ verkörpert. Es ist der von seinem Kompagnon McNutt „missbrauchte“ Whinner. Er war lange Zeit der gehorsame Befehlsempfänger des falschen Predigers. Im Laufe des Films emanzipiert er sich aber immer mehr von diesem und gelangt schließlich am Ende zu einer selbstständigen Entscheidung: Er entschließt sich, nicht wie die anderen auszubrechen, sondern überzeugt McNutt, mit ihm in die Zelle zurückzukehren und die 17 Monate Strafe, die er noch hat, abzusitzen. Dabei verspricht er seinem „Chef“, der noch länger im Gefängnis bleiben muss, draußen alles vorzubereiten, dass er in ein „gemachtes Nest“ einziehen kann, wenn er zwei Jahre später entlassen wird.
Dass es ausgerechnet der Künstler ist, der die Ordnung im moralischen Chaos rettet, ist interessant.
Weder der Intellekt eine Pitmans, noch der Wille eines Lopemans stehen am Ende des Films als Gewinner da. Nein, es ist der Maler, dessen Namen schon das Ziel seines Lebens andeutet: „Whinner“, mit einem „h“ nach dem „W“.
Damit erfüllt der Film in seiner eigentlichen, allerdings durch viel Ironie versteckten Botschaft, ein Bibelwort aus der Bergpredigt: „Selig sind die geistig Armen, denn sie werden ins Himmelreich eingehen“.
Whinner war in der Kirche von McNutt als mongoloider Dummkopf eingeführt worden. Nun erweist er sich nach einigen Drehungen und Wendungen als der moralisch stärkste unter den „Halunken“. Lopeman verliert seinen Idealismus, Whinner gewinnt sein Seelenheil.
Das erste Bild, das er malte, war, wie bereits erwähnt, die alttestamentarische Szene „Moses vor dem brennenden Dornbusch“. Dort gibt der Gott Israels zum ersten Mal seinen Namen preis und antwortet Moses, der ihn fragt, wer er ist, mit dem berühmten Satz: „Ich bin der ich bin“ (Jahwe).
Mich hat beim ersten Anschauen des Films gewundert, dass der Vorspann eine Abfolge von gemalten Bildern zeigt, die wie in alten Bibel-Illuminationen Inkunabeln mit Reitern in allen Jahreszeiten zeigen. Beim zweiten Ansehen verstehe ich: Diese Bilder sind im gleichen Stil gemalt wie die Bilder des begabten Künstlers Whinner.
Im Grunde feiert der Film, ganz im Sinne von Schillers „Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen“ die Kunst als einzige Kraft, die eine Gesellschaft verändern kann.


Das musste ich heute ergänzen, weil ich dem Film, der so gut die Situation der Gesellschaft am Anfang der 70er Jahre kommentiert und persifliert, in meiner ersten „Filmkritik“ nicht wirklich gerecht geworden bin. 



[1] Eine der charakteristischen Szenen des Films ist das Bad der „dreckigen Halunken“ in Fässern etwa in der Filmmitte. Allerdings wird schnell offenbar, dass sie dadurch nur äußerlich, nicht aber innerlich „gereinigt“ werden.
[2] Schon in den Namen kann man etwas vom Charakter der Figuren erkennen. Der Name Paris erinnert an den antiken Helden, der durch den Raub der schönen Helena den Trojanischen Krieg auslöst. Chris ist natürlich die Abkürzung für Christus.
[3] Soweit ich sehen kann, ist Douglas Rolle als Paris Pitman Jr. die erste, die ihn als unsympathischen Bandit und Bösewicht zeigt, auch wenn er 20 Jahre zuvor in Billy Wilders „Ace in the Hole“ (USA 1951) bereits den zynischen „Reporter des Satans“ gespielt hatte.
[4] Das Duo hat auch das Drehbuch zu dem gewaltverherrlichenden Kultfilm „Bonnie and Clyde“ von Arthur Penn aus dem Jahre 1967 geschrieben, der die 68er wie kein zweiter geprägt hat. Das Gangsterpärchen wurde in dem Film glorifiziert als seien Clyde Barrow (Warren Beatty) Che Guevara und Bonnie Parker (Faye Dunaway) die Heilige Johanna.
[5] Als Geburtsstunde der RAF gilt laut Wikipedia die gewalttätige Befreiung Baaders am 14. Mai 1970 aus dem Gefängnis. https://de.wikipedia.org/wiki/Rote_Armee_Fraktion
[6] Diese 68er gingen (wie Joschka Fischer oder Jürgen Trittin) in die Politik, an die Hochschulen oder wurden Chefredakteure. Der „grüne“ Ex-Außenminister, der die deutschen Soldaten in den Jugoslawien-Krieg führte, verdiente mit Vorträgen bei verschiedenen Veranstaltern, darunter auch die Investment-Bank Goldman-Sachs, ein schönes Vermögen.

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