Sonntag, 2. Juli 2017

"Beuys" - subjektive Impressionen zum Film von Andreas Veiel (2017)

Allmählich erhole ich mich wieder von diesem Tiefschlag, den ich am letzten Freitag miterleben musste: Konfetti im Bundestag wegen eines „Beschlusses“, der unsere Volksvertreter als Vertreter einer kleinen Minderheit zeigte, die offenbar seit einigen Jahren die Politik und die Diskussion beherrscht: die Minderheit der „Schwulen und Lesben“.
Nun ist dieses „wichtige“ Thema auch abgehakt. Ich bin gespannt, wie das „Volk“ am 24. September 2017 – bei der Bundestagswahl – darauf reagiert. Ich jedenfalls werde keine der Parteien wählen, die am Freitag „gegen den Verstand“ gestimmt haben.


Wie wohltuend war dagegen der Film, den ich  gestern Abend (02.07.2017) in unserem neuen kleinen Kino „Convino“ gesehen habe: „Beuys“ von Andreas Veiel.
Dieser Mann konnte denken und seine ungewöhnlichen Auffassungen von Kunst, Gesellschaft, Wirtschaft und Demokratie überzeugen mich. Er hatte den Mut und die Kraft eines Propheten und war seiner Zeit weit voraus.
Schade, dass dieser Film nur an zwei Tagen in Schwäbisch Hall gezeigt wurde: am vergangenen Donnerstagabend und gestern Abend. Es waren auch nicht mehr als vielleicht 25 Besucher da. Ich hatte Frau K. informiert und wir hatten uns am Schafstallkino verabredet. Sie hat sogar meine Kinokarte bezahlt. Nach dem Film stellten wir fest, dass auch Klaus und Dorothea unter den Besuchern waren. Vor dem Kino kamen wir nach dem Film mit einer Frau ins Gespräch, die durch Beuys eine wichtige Inspiration für ihr Leben bekommen hat, als sie von ihm den Satz hörte: „Gedanken sind Realitäten“. Die Frau stellte sich vor als Ursula Windisch. Sie ist Schriftstellerin und betreibt eine Homepage unter dem Titel „urwind.de“, die ich mir gestern Abend nach dem Film noch anschaute.
Leider tauchte in dem Film überhaupt kein Bezug zur „Dreigliederung“ und zu Rudolf Steiner auf. Dabei war Josef Beuys doch der bekannteste zeitgenössische Vertreter einer modernen und undogmatischen Auffassung von Anthroposophie. Einer, der seinen eigenen Weg zur Geisteswissenschaft ging und sich dabei nicht um eine Spur verbog. So geradeheraus konnte er sprechen, dass jedes Gegenargument einfach im Halse stecken blieb: er traf die Wahrheit "auf den Kopf".
Beeindruckend war für mich seine entwaffnende Ehrlichkeit, als er sagte: „Ich habe einen Dachschaden“ und „Ich wurde zurecht geschossen“, als er von seinem Flugzeugabsturz und vom Krieg erzählte.
In den allerersten Bildern des Filmes bewegte er seinen Oberkörper und seinen Kopf wie Marlon Brando. Er fühlte sich bei den Filmaufnahmen vermutlich auch so, denn er sagte: „Lasst uns Hollywood machen!“ oder so ähnlich. Er saß auf einem Stuhl und schaute in ein Heft „Filmkritik“, eine der besten Filmzeitschriften, die es gab.
Als Beuys 1974 zum ersten Mal nach Amerika eingeladen wurde, um einige Vorträge zu halten, nahm er keine Interviews mit Kunstkritikern an, sondern ließ sich drei Tage lang mit einem Koyoten und einigen Ausgaben des „Wall-Sreet-Journal“ in einen Raum einsperren und „unterhielt“ sich mit dem Tier, das als das „Heilige Tier“ der Ureinwohner des Landes gilt, in dem er sich befand. Mit den „Bleichgesichtern“ wollte er nichts zu tun haben.
Genauso geht es mir auch.
Mich interessieren die „WASPS[1]“ nicht.
Leider versinken die letzten Reste uramerikanischer Kultur im Drogensumpf der Konzentrationslager, in denen die Indianer seit über hundertfünfzig Jahren weggesperrt werden. Was heute amerikanische „Kultur“ ist, das hat für mich – bis auf wenige Ausnahmen – überhaupt keinen Wert: Film- und Musikindustrie, Cola, Jeans und Bubble Gum. Und „Schwulen und Lesben-Paraden“.
Dennoch macht sie sich auf der ganzen Welt breit. Und jetzt auch mit Konfetti im Deutschen Bundestag: Es lebe die „Gay“-Kultur![2]

Beuys, Du fehlst!




[1] „White Anglo Saxon Protestants“
[2] Im Mittelalter gab es einmal eine Strömung, die unter dem Begriff „le gai saber“ eine Art „fröhliche Wissenschaft“ begründete. Die „Schwulen und Lesben Kultur“ der Gegenwart, wie ich sie bei den karnevalesken Umzügen – wie gestern wieder in Madrid –  allenthalben erleben muss,  haben damit leider nicht viel gemein, auch wenn ich die Werke einzelner homosexueller Künstler wie zum Beispiel von Jean Cocteau ("La Belle et la Bete", "Orphee") nach wie vor genießen kann.

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