Allmählich erhole ich mich wieder
von diesem Tiefschlag, den ich am letzten Freitag miterleben musste: Konfetti
im Bundestag wegen eines „Beschlusses“, der unsere Volksvertreter als Vertreter
einer kleinen Minderheit zeigte, die offenbar seit einigen Jahren die Politik
und die Diskussion beherrscht: die Minderheit der „Schwulen und Lesben“.
Nun ist dieses „wichtige“ Thema
auch abgehakt. Ich bin gespannt, wie das „Volk“ am 24. September 2017 – bei der
Bundestagswahl – darauf reagiert. Ich jedenfalls werde keine der Parteien
wählen, die am Freitag „gegen den Verstand“ gestimmt haben.
Wie wohltuend war dagegen der
Film, den ich gestern Abend (02.07.2017) in unserem
neuen kleinen Kino „Convino“ gesehen habe: „Beuys“ von Andreas Veiel.
Dieser Mann konnte denken und
seine ungewöhnlichen Auffassungen von Kunst, Gesellschaft, Wirtschaft und
Demokratie überzeugen mich. Er hatte den Mut und die Kraft eines Propheten und
war seiner Zeit weit voraus.
Schade, dass dieser Film nur an
zwei Tagen in Schwäbisch Hall gezeigt wurde: am vergangenen Donnerstagabend und
gestern Abend. Es waren auch nicht mehr als vielleicht 25 Besucher da. Ich
hatte Frau K. informiert und wir hatten uns am Schafstallkino verabredet.
Sie hat sogar meine Kinokarte bezahlt. Nach dem Film stellten wir fest, dass
auch Klaus und Dorothea unter den Besuchern waren. Vor dem Kino kamen wir nach
dem Film mit einer Frau ins Gespräch, die durch Beuys eine wichtige Inspiration für
ihr Leben bekommen hat, als sie von ihm den Satz hörte: „Gedanken sind
Realitäten“. Die Frau stellte sich vor als Ursula Windisch. Sie ist
Schriftstellerin und betreibt eine Homepage unter dem Titel „urwind.de“, die
ich mir gestern Abend nach dem Film noch anschaute.
Leider tauchte in dem Film
überhaupt kein Bezug zur „Dreigliederung“ und zu Rudolf Steiner auf. Dabei war Josef
Beuys doch der bekannteste zeitgenössische Vertreter einer modernen und
undogmatischen Auffassung von Anthroposophie. Einer, der seinen eigenen Weg zur
Geisteswissenschaft ging und sich dabei nicht um eine Spur verbog. So
geradeheraus konnte er sprechen, dass jedes Gegenargument einfach im Halse
stecken blieb: er traf die Wahrheit "auf den Kopf".
Beeindruckend war für mich seine
entwaffnende Ehrlichkeit, als er sagte: „Ich habe einen Dachschaden“ und „Ich
wurde zurecht geschossen“, als er von seinem Flugzeugabsturz und vom Krieg
erzählte.
In den allerersten Bildern des
Filmes bewegte er seinen Oberkörper und seinen Kopf wie Marlon Brando. Er
fühlte sich bei den Filmaufnahmen vermutlich auch so, denn er sagte: „Lasst uns
Hollywood machen!“ oder so ähnlich. Er saß auf einem Stuhl und schaute in ein
Heft „Filmkritik“, eine der besten Filmzeitschriften, die es gab.
Als Beuys 1974 zum ersten Mal nach
Amerika eingeladen wurde, um einige Vorträge zu halten, nahm er keine
Interviews mit Kunstkritikern an, sondern ließ sich drei Tage lang mit einem
Koyoten und einigen Ausgaben des „Wall-Sreet-Journal“ in einen Raum einsperren
und „unterhielt“ sich mit dem Tier, das als das „Heilige Tier“ der Ureinwohner
des Landes gilt, in dem er sich befand. Mit den „Bleichgesichtern“ wollte er
nichts zu tun haben.
Genauso geht es mir auch.
Mich interessieren die „WASPS[1]“ nicht.
Leider versinken die letzten
Reste uramerikanischer Kultur im Drogensumpf der Konzentrationslager, in denen
die Indianer seit über hundertfünfzig Jahren weggesperrt werden. Was heute
amerikanische „Kultur“ ist, das hat für mich – bis auf wenige Ausnahmen – überhaupt
keinen Wert: Film- und Musikindustrie, Cola, Jeans und Bubble Gum. Und „Schwulen
und Lesben-Paraden“.
Dennoch macht sie sich auf der
ganzen Welt breit. Und jetzt auch mit Konfetti im Deutschen Bundestag: Es lebe
die „Gay“-Kultur![2]
Beuys, Du fehlst!
[1]
„White Anglo Saxon Protestants“
[2]
Im Mittelalter gab es einmal eine Strömung, die unter dem Begriff „le gai
saber“ eine Art „fröhliche Wissenschaft“ begründete. Die „Schwulen und Lesben
Kultur“ der Gegenwart, wie ich sie bei den karnevalesken Umzügen – wie gestern
wieder in Madrid – allenthalben erleben
muss, haben damit leider nicht viel gemein, auch
wenn ich die Werke einzelner homosexueller Künstler wie zum Beispiel von Jean Cocteau ("La Belle et la Bete", "Orphee") nach wie
vor genießen kann.
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