Ich fuhr am Samstagvormittag, den 27.
Mai in die Marienstraße 16 in Karlsruhe, wo ich direkt vor dem Kino Schauburg einen
freien und kostenlosen Parkplatz fand. Ich zahlte an der Kasse 40 Euro
Eintritt und erhielt mit der Eintrittskarte eine aufwendige farbige Festival-Broschüre.
Es waren noch nicht viele Leute da. Die eigentliche Filmvorstellung
sollte um 11.00 Uhr beginnen. Zuerst gab es ein üppiges Frühstücksbuffet, das
im Eintrittspreis inbegriffen war. Ich bediente mich und schaute mich noch ein
wenig in dem alten Kino-Palast um, der wie aus den 50er Jahren übrig geblieben
zu sein schien. Auch ein Bücherstand mit Filmliteratur hatte im Foyer Platz
genommen. Ich schaute mir ein paar Bücher an und kaufte dann für fünf Euro eine
Sammlung alter Filmprogramme „Illustrierte Filmbühne“, 1976 herausgegeben von
Joe Hembus, von dem ich das „Western-Lexikon“ besitze, das ich oft konsultiere.
Ich hatte einst einen ganzen Ordner alter Filmprogramme entsorgt. Jetzt
war ich froh, dass ich wenigstens die
Programme von „50 Hollywood-Filmen“ wieder gefunden hatte. Das war meine
Jugend. Die meisten Filme hatte ich noch im Kino gesehen, und wenn ich sie
nicht gesehen hatte, dann hatte ich sie inzwischen auf DVD.
Die Filme der 50er und 60er Jahre waren für mich die Höhepunkte des
Kinozeitalters und ich denke, dass ich die wichtigsten Klassiker gesehen habe.
Der Samstag war schon der dritte Tag des viertägigen
Technicolor-Festivals, wobei am ersten Tag, am Donnerstagabend, nur ein
einziger Film gezeigt wurde: die restaurierte Fassung des Films „The King of Jazz“ aus dem Jahr 1930.
Um 11.00 Uhr also begann der heutige Technicolor-Tag mit einem
Streifen, der in meinem Geburtsjahr 1952 entstanden war: Robert Siodmaks „The
Crimson Pirate“ (Der rote Korsar), ein schwungvoller Piratenfilm. Die
Zelluloid-Kopie war nicht mehr die beste, aber dennoch war es ein Kino-Erlebnis
wie vor mehr als 50 Jahren, als ich den berühmten Piratenfilm in einem kleinen
Stuttgarter Kino (Feuersee-Kino) als Wiederaufführung sehen durfte.
Seitdem mir bewusst ist, dass Hollywood ein jüdisches Unternehmen ist,
sehe ich mir die Hollywoodfilme ganz anders an als früher, viel weniger naiv
natürlich. Robert Siodmak (1900 – 1973) war ein deutscher Jude, der in den 30er
Jahren zuerst nach Frankreich und 1939 nach Kalifornien emigriert ist, wo er in
Hollywood einige „Film-noir-Klassiker“ („The Killers“ und „The Spiral
Staircase“) für die Filmfirmen Universal und RKO drehte. „The Crimson Pirate“
war sein letzter Hollywoodfilm, denn 1952 kehrte er nach Europa zurück, wo er
für Artur Brauner unter anderem auch einige Karl-May-Filme („Der Schut“, „Der
Schatz der Azteken“ und „Die Pyramide des Sonnengottes“) drehte.
„Der rote Korsar“ funktioniert vor allem wegen des Gespanns Burt
Lancaster und Nick Cravat. Die beiden Freunde waren einst gemeinsam als
Akrobaten im Zirkus aufgetreten. Von Nick Cravat, der in dem Film eine stumme
Rolle hat, dafür aber umso beredter mit Gesichtsmimik und Gesten spricht, hörte
ich später nichts mehr, Burt Lancaster aber erreichte den absoluten Höhepunkt
seiner Schauspiel-Karriere zehn Jahre später (1963) als Fürst von Salinas in
Luchino Viscontis monumentaler Romanverfilmung „Der Leopard“.
In dem Film „Der rote Korsar“ kapern die Piraten unter Kapitän Vallo
(Burt Lancaster) eine Fregatte, die mit einer Waffenladung auf eine (fiktive)
Insel im Karibischen Meer unterwegs ist. Vallo verspricht seiner Mannschaft,
sowohl die Waffen an die Rebellen zu verkaufen, als auch ein Lösegeld für den
gefangenen Baron Guda, den königlichen Beauftragten, zu fordern.
Es kommt aber alles ganz anders, weil sich Vallo in Consuela (Eva
Bartok), die Tochter des Rebellenanführers El Libre, verliebt.
Die Geschichte ist im Grunde
uninteressant. Sie funktioniert nach dem Schema: die vermeintlich „Bösen“
(Vallo und seine Piraten) helfen den „Guten“ (El Libre und seine Rebellen)
gegen die wirklich „Bösen“ (die europäischen Kolonisatoren).
Im Hintergrund steht das Weltbild, dass es wahren Fortschritt nur gibt
mit Hilfe der Wissenschaft (Intelligenz) und der Demokratie (Freiheit): Die
Piraten sind die Überbringer der Freiheit für die Unterdrückten. Dabei spielen
drei wichtige Erfindungen eine Rolle, die der Freund des Rebellenanführers („El
Libre“ = der Freie), Professor Prudence (Prudentia = Klugheit) während der
turbulenten Befreiungs-Aktion macht: die Erfindung des Unterseebootes, die
Erfindung der Montgolfiere und die Erfindung des Nitroglizerins.
Die drei Gruppen, die in dem Film handeln, erlebe ich als Metaphern
für real existierende Gemeinschaften: die Kolonisatoren sind die Europäer, die
oft wie Karikaturen des preußischen „Militarismus“ erscheinen, die Rebellen sind
die Vertreter des unterdrückten Volkes, vielleicht der indigenen Ureinwohner
oder der „Bauern und Arbeiter“, und die Piraten? Sie erscheinen mir als die
Vertreter einer bunt zusammengewürfelten Gemeinschaft von „Outcasts“, die wie
„Pech und Schwefel“ zusammenhalten und eigentlich nur an Beute interessiert
sind.
Es gibt den berühmten Ausspruch von Mephisto in Faust, 2. Teil,
fünfter Akt, Palast: „Krieg, Handel und Piraterie, dreieinig sind sie, nicht zu
trennen“.
Diese Gesetzlosen, außerhalb einer staatlichen Gemeinschaft lebenden
und doch auf allen „sieben Weltmeeren“ beheimateten Piraten erscheinen mir wie
eine Metapher der (ost-) jüdischen Migranten, die nach und nach im „gelobten
Land“ Amerika (und insbesondere in Hollywood) eine neue Heimat gefunden haben
und dort ihr Geld, wie von alters her, mit Handel verdienen. Diese (Ost-) Juden
sind die Händler par excellence und wittern, wie die Piraten, überall „Beute“.
Gleichzeitig gelten sie als „schmutzig“ und unmoralisch. Wo sie können, hetzen
sie (immer im Hintergrund bleibend) Menschen gegeneinander auf, um am Krieg zu
verdienen, wie die Rothschild- und Loeb-Dynastien. Dabei unterstützen sie als
gute Marxisten angeblich immer „die Unterdrückten“. Außerdem sind jüdische
Wissenschaftler wesentlich beteiligt an verderbenbringenden Erfindungen wie der
Atombombe (der Jude Julius Robert Oppenheimer gilt als „Vater der Atombombe“).
Die von Mephisto beschworene „negative“ Trinität trifft perfekt auf
die jüdischen Organisationen zu, die inzwischen auf der ganzen Welt an den
„Schalthebeln der Macht“ sitzen, wobei sie sich geschickt zu tarnen verstehen.
Dadurch entpuppt sich so ein harmloser Abenteuerfilm wie „Der rote
Korsar“ als Träger tieferer Botschaften, die vom jüdischen Hollywood aus den
gelangweilten Teil der Menschheit unterhalten, in Wirklichkeit aber Sympathien
für die „arme verfolgte“ Gruppe der „Piraten“ wecken sollen, die eigentlich
nur, wie die jüdischen Kommunisten, den Unterdrückten aller Länder zum Glück
verhelfen wollen[1]. Die Farbe "rot" steht ja auch für die kommunistische Sache.
Ich mag den Film trotz der obigen Kritik, weil er flott und witzig ist
und weil ich Burt Lancaster mag. Und eigentlich haben meine Sympathien immer
den Outsidern gegolten, seien es nun osteuropäische Juden, Flüchtlinge oder
Piraten.
Nach dem Film sitzen Zuschauer, die inzwischen auf eine relativ
konstante Anzahl von etwa 50 angewachsen waren, im Hof der Schauburg zusammen
und trinken Kaffee. Es sind eingefleischte Filmliebhaber, die in Kinofilmen
nicht nur, wie die meisten, Massenware, die für ein paar unterhaltsame Stunden
im Kino gedreht wurden, sondern „Meisterwerke“ sehen, die ihre Jugend geprägt
haben und die sie jetzt in einem jener Kinopaläste wiedersehen wollen, die aus
einer Zeit stammen, die längst vergangen ist. „Cineasten“ wie wir gehen in der
Regel nicht mit einem Eimer Popcorn in einen „Cineplex“, um einen angesagten
„Blockbuster“ zu sehen. Wir wählen die Filme, die wir sehen wollen, sorgfältig
aus, studieren Kritiken oder kaufen Filmzeitschriften und bleiben in der Regel
auch bei einer Filmvorführung bis zum Schluss sitzen, um im Abspann unter
tausend Namen diesen oder jenen Beteiligten zu entdecken, der uns inzwischen
bekannt ist.
Ich sitze an einem Tisch mit zwei Wienern, die extra für das Festival
angereist sind. Leon Moser hatte selbst zwei Filmkunst-Kinos und einen kleinen Filmverleih
in Wien. Er und sein Kumpel, der wenig spricht, reisen jedes Jahr zu Festivals
in der ganzen Welt, um alte Filme zu sehen, so nach Bradford in England und
nach Los Angeles. Leon erzählt mir, welche berühmten Schauspieler er schon live
getroffen hat, und er drückt mir gegenüber das Erstaunen aus, das ihn oft
ergriff, als er sah, wie klein
„große“ Stars wie Alan Ladd, Tom Cruise oder Pierre Brice in Wirklichkeit sind
oder waren.
Auch mit einem Herrn Berger suche ich Kontakt. Er hatte eine Einführung
in den Film „Der rote Korsar“ gegeben und dabei auf Eddie Fowlie[2]
hingewiesen, den Produktions-Designer des Films, der später vor allem für David
Lean („Lawrence von Arabien“, „Doktor Schiwago“) gearbeitet hat. Er hat ein
Büchlein[3]
über diesen wenig bekannten „Film-Maniac“ dabei, das ich mir für die Dauer des
Festivaltages ausleihe. Es enthält viele Anekdoten von den Dreharbeiten
berühmter Filme, unter anderem auch von den Dreharbeiten zum “Roten Korsar“ in
der Bucht von Neapel. Ich mag vor allem die Filme des Briten David Lean.
Als nächster Film beim Technicolor-Festival wird der
Frank-Tashlin-Film „The Glass-Bottom-Boat“ (Spion in Spitzenhöschen) mit Doris
Day und Rod Taylor gezeigt, eine umwerfende Spionagefilm-Persiflage im
Breitleinwandformat aus dem Jahre 1966. Ich habe schon lange nicht mehr so
gelacht wie bei diesem köstlichen Film. Thomas Rübenacker, der die meisten
Kommentare in der Broschüre zum Festival geschrieben hat, und der mir auch aus
dem Radio als Filmkritiker bekannt ist, hält die Einführung. Er sagt, dass der
Regisseur eigentlich aus Deutschland stammt und dort Täschlein hieß. Er hat
einige Filme mit Jerry Lewis gemacht und kommt eigentlich vom Zeichentrickfilm
her, was man allen seinen Real-Filmen anmerken kann.
In dem Film spielt Rod Taylor den Wissenschaftler Bruce Templeton, der
bei der NASA drei Jahre vor der Mondlandung mit der Schwerelosigkeit
experimentiert und das Projekt „GISMO“ leitet. Er verliebt sich in Jennifer
Nelson (Doris Day), die er beim Angeln kennen gelernt hat, als er sie in ihrer
Rolle als kleine Meerjungfrau am Haken hatte (Gibt es nicht einen anderen
Doris-Day-Film, der „Ein Goldfisch an der Leine“ heißt?[4]).
Jedenfalls verliebt sich Rod Taylor in die hübsche Blondine und stellt sie als
persönliche Sekretärin für sein Projekt ein, obwohl er sie für ein wenig dumm hält. Nun kommt der
Geheimdienst ins Spiel, denn die Amerikaner wollen nicht, dass die
bahnbrechenden Ideen Rod Taylors zu Zeiten des „Kalten Krieges“ bei den Russen
landen. Zufällig hat die alleinstehende Doris Day zu Hause einen Hund, der
„Wladimir“ heißt, und den sie mehrmals am Tag anruft, damit er sich ein wenig
bewegt: jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, rennt er wie verrückt durch die
Wohnung. In diesen Telefonaten mit Wladimir wittern die Agenten natürlich
Geheimnisverrat und es kommt zu den allerkomischsten Verwechslungen, zumal noch
ein echter Doppelagent auftritt, der hinter „GISMO“ und hinter Jennifer
her ist.
In einer Szene singt Doris Day ihr bekanntestes Lied „Que sera“, das
ich aus dem Hitchcock-Film „The Man who knew too much“ kenne.
Ich finde, der Film zündet eigentlich erst auf der großen
Breitleinwand. Auf kleinem Fernsehbildschirm würde man die Gags vermutlich als
Klamauk wahrnehmen. Ich hatte Doris-Day-Filme in meiner Jugend eher gemieden,
weil ich mich nicht für das Klischee des „allamerican housewife“ interessiert
habe. Doris-Day-Filme waren für mich reine Unterhaltungsfilme ohne
künstlerischen Anspruch. Im Grunde sind das alle Filme, die wir an
diesem Tag gesehen haben, ebenfalls: gute Unterhaltung, schwungvoll und geschickt inszeniert, und dabei kein bisschen
„angestaubt“.
Dafür steht Hollywood auch. Das erste Ziel der Juden von Hollywood war
immer auch ein psychologisches: den Geschmack des Publikums zu treffen und
dadurch mit ihren erfolgreichen Filmen viel Geld zu verdienen. Dadurch wurden
die Bosse der sieben großen Hollywood-Studios zu reichen „Moguln“, die mit
ihrem Geld auch die Politik beeinflussen konnten, wie im Falle des Aufstiegs
des US-Präsidenten Ronald Reagan, der ursprünglich ein Hollywoodschauspieler
war[5],
nachgewiesen werden konnte.
Dieses Ziel der Hollywood-Juden wird auch deutlich in dem ca.
zweistündigen Vortrag von David Pierce mit dem Titel „Technicolor and early
Musical“, der in englischer Sprache gehalten wird. David Pierce ist der Fachmann für Technicolor. Er hat
2015, rechtzeitig zum Jubiläum, zusammen mit seinem Co-Autor James Layton das Standartwerk „The Dawn of
Technicolor 1915 - 1935“ veröffentlicht und kümmert sich heute an der Library
of Congress in Washington D.C. um die Archivierung und Restaurierung früher
Technicolor-Filme.
Ich wusste nicht, dass es eine Firma gab, die bereits 1915 mit
Farbfilmen – damals noch mit Hilfe eines Zwei-Farben-Systems –
experimentierte. Diese Technik war, so erfahre ich in dem Vortrag, extrem
aufwendig und kostete viel Geld. Es mussten viele Scheinwerfer eingesetzt
werden, die die Szene, auf der die Schauspieler auftraten, enorm aufheizten und
die Kameramänner zwangen, von Kühlräumen aus zu filmen. Vielleicht ist das der
Grund dafür, warum die ersten erfolgreichen Technicolor-Musicals aus Hollywood
so viel nackte Haut zur Schau stellten.
Bevorzugt traten langbeinige Tänzerinnen auf, die manchmal von einem
oder zwei Männern in Uniform oder im Frack begleitet oder dirigiert wurden. David Pierce hatte zahlreiche
Ausschnitte aus solchen frühen Musicals, die besonders zwischen 1929 und 1931
extrem erfolgreich waren, dabei und zeigte sie auf der großen Leinwand. Zum
Schluss konnte ich – ähnlich wie das Publikum im Jahre 1931 – keine Beine
schwingenden Tänzerinnen mehr sehen. Es war einfach zu viel.
Zunächst waren aber solche Filme sehr erfolgreich. Wo konnte man sonst
auch so hübsche weibliche Beine und Körper bestaunen als im Kino. Hollywood bediente den Massengeschmack. Die Zuschauer strömten in die Lichtspielhäuser. Und die „Starlets“ strömten nach Hollywood,
wo sie in der Regel erst einmal von den Bossen „vernascht“ wurden. Jedes
hoffte, ein großer „Star“ zu werden, aber nur ganz wenigen gelang der Aufstieg
in die erste Reihe.
Solche Tanzszenen stammen ursprünglich vorwiegend aus den Revuen oder
aus dem Variete. Diese Kunstform stand tief unter ernsthaften
Theateraufführungen und diente zur Unterhaltung der „Proletarier“. Für relativ
wenig Geld sahen sie dort hübsche nackte Beine und attraktive Frauen. Wenn sie
genügend Geld hatten, durften sie sich nach der Revue eine der Tänzerinnen
auswählen und mit ihr ein paar vergnügliche Stunden verbringen.
Viele Revuen waren, wie man in dem Film „The Immigrant“ von James Gray
(2013) erfahren kann, eigentlich dazu da, um Männer sexuell zu animieren und die
Frauen zu prostituieren.[6]
Das Kino selbst ist von Anfang an für die „untersten Schichten“ der
Gesellschaft geschaffen worden, die Arbeiter und kleinen Angestellten, die sich
teure Theateraufführungen nicht leisten konnten. Das Kino ist der kleine
schmuddelige Bruder des Theaters. Erst durch ein paar herausragende
Meisterwerke etablierte sich der Film als Kunstgattung und gilt manchen heute
neben Malerei, Architektur, Bildhauerei, Musik, Poesie und Tanz als „siebte
Kunst“.
Während europäische Juden – mit dem Geld jüdischer amerikanischer
Bankiers – unter dem Schlachtruf „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“
vor nun exakt hundert Jahren die kommunistische Revolution nach Russland
exportierten, schufen vorwiegend osteuropäische Juden im Westen Amerikas die
Filmindustrie, durch die sie die Proletarier „unterhalten“ wollten.
Die alte römische Parole „Brot und Spiele“ lebte so in einer modernen
Form wieder auf: "Brot" versprachen die Kommunisten den „Proletariern“ im Osten, "Spiele" die Filmmogule den „Proletariern“ im Westen[7].
Die atheistischen Kommunisten wandten sich im Osten gegen die Religion eines
gläubigen Volkes und richteten wahre Blutbäder an, die ebenso atheistischen
Filmschaffenden von Hollywood verführten im Westen mit ihren Filmen (und in
Wirklichkeit) unendlich viele gutgläubige einfache Menschen, insbesondere junge
Mädchen. Im Westen lief das Kino der Kirche den Rang ab, im Osten wurden die
Kirchen geschlossen oder zerstört.
Das Tragische dabei ist, dass die Hauptakteure bei diesem doppelten
Unternehmen Juden waren. Und es ist zu vermuten, dass ihr eigentliches Ziel die
Vernichtung des (traditionellen) Christentums war (das wahre Christentum kann natürlich niemand "vernichten").
Nach dem Vortrag von David Pierce gab es Abendbrot: leckere Salate,
Spargel aus der Region mit Hollandaise-Soße und gegrilltes Fleisch. Ich nahm
kein Fleisch, sondern mit Frischkäse gefüllte gegrillte Champignons. Da es noch richtig
sommerlich war, saßen wir draußen auf dem Hof. Ich setzte mich – zunächst als
einziger – an den Tisch, an dem David Pierce und seine britische Freundin saßen;
später kam ein etwa 35 jähriger Karlsruher Elvis-Fan dazu, der als Kulturmanager im ZKM arbeitet.
Nach und nach kamen wir – natürlich auf Englisch – ins Gespräch.
Dabei musste ich feststellen, wie wenig der Amerikaner und die
Engländerin, die wohl beide zum ersten Mal in Deutschland waren, von Deutschland
wussten. Sie wussten nicht, wo Stuttgart oder Nürnberg liegt, und hatten noch nie etwas von Schwäbisch Hall gehört, wo es immerhin einen Nachbau des "Globe-Theaters" gab. Allerdings
wollten sie, bevor sie wieder abreisten, Heidelberg besuchen, den Symbolort deutscher Kultur, den Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg komplett abbauen und in den Vereinigten Staaten wieder aufbauen wollten.
Als ich erzählte, dass ich Lehrer bin, fragte die Engländerin, was ich
unterrichte. Ich erzählte, dass wir im Deutsch-Unterricht auch „Maria Stuart“
von Friedrich Schiller lesen und im Englisch-Unterricht Stücke von William
Shakespeare behandelten. Sie war erstaunt und sagte, dass Engländer sehr schlecht Deutsch
sprächen und auch wenig Interesse an deutscher Sprache und Kultur hätten. Sie
könnten sich ja in der ganzen Welt gut mit der eigenen Muttersprache verständigen.
Nach dem Abendessen ging das Festival weiter und wir sahen ein Musical
aus dem Jahre 1957, den Film „Les Girls“ von George Cukor. Der Film handelt von
einem Variete in Paris, das in den Nachkriegsjahren von dem Amerikaner Barry
Nichols (Gene Kelly) geleitet wurde. Er hatte drei Tänzerinnen unter Vertrag,
die er vor der Einstellung ermahnte, keine Männergeschichten zu beginnen.
Dennoch hatten zwei von ihnen bereits Heiratskandidaten. Nur die dritte, Joy
Henderson (Mitzi Gaynor), selbst Amerikanerin, hat noch keinen Mann. Jedenfalls
scheint es so.
Die Rahmenhandlung des Films spielt in London vor Gericht. Eine der
Tänzerinnen, die Engländerin Sybill Wren (Kay Kendall), hatte zehn Jahre nach
der Auflösung der Revue ein Enthüllungsbuch geschrieben, in dem sie ihren
damaligen Chef und eine Tänzerin beschuldigt, ein Verhältnis miteinander gehabt
zu haben. Sie wurde von dieser ehemaligen Kollegin wegen Verleumdung angeklagt.
Zunächst erzählt der Film die Geschichte der beschuldigten Angele
Ducros (Taina Elg), des französischen Mitglieds des gemischten Trios, das neu zu
der Truppe gestoßen war und sich in der Wohngemeinschaft der beiden anderen
Tänzerinnen eingenistet hatte. Es stellt sich heraus, dass sie trotz Verbots
ein heimliches Verhältnis mit Barry Nichols hatte und sich schließlich aus
Liebeskummer in der gemeinsamen Wohnung umbringen wollte, indem sie den Gashahn
aufdrehte.
Mit dieser Version endet der erste von drei Teilen des Films. Die
Presse kommentiert die Aussagen der Angeklagten Sybill Wren und der Zeugen mit
dem ganzseitigen Titel „What is Truth?“ Diese Überschrift
erscheint auch jeweils nach den Geschichten der anderen beiden Tänzerinnen, die
offenbar alle ein Verhältnis mit ihrem Chef hatten, wie sich zum Schluss
herausstellt. Es ist die Frage, die Pontius Pilatus an Jesus Christus stellt,
als dieser vor ihm als Angeklagter erscheinen muss: „Was ist Wahrheit?“ Und
obwohl sie ein Römer stellt, so ist es doch auch eine Frage, die das Judentum
seit 2000 Jahren begleitet.
Der Film „Les Girls“ zeigt sich in einer Tanzszene offen frivol. Die
drei Tänzerinnen treten in Louis-Seize-Kostümen auf und haben zunächst alle ein
blaues Schleifchen auf ihrem relativ unbekleideten Hinterteil. Nacheinander
werden sie ins Schlafgemach des Königs gerufen und als sie wieder herauskommen,
haben sie das blaue Schleifchen auf dem Kopf. Jedem ist klar, was passiert ist,
auch wenn es nicht gezeigt wird.
Barry Nichols, der Tänzer, Choreograf und Leiter der Truppe, ist in
Wirklichkeit mit dem König gemeint. Er ist es, der seine drei Tänzerinnen eine
nach der anderen „entjungfert“ – oder zumindest „vernascht“. In den relativ
prüden 50er Jahren versprach solch eine Botschaft natürlich den nötigen
erotischen Kitzel, der das Publikum ins Kino locken sollte.
Diese erotische Konnotation kommt schon auf dem Film-Plakat zum Ausdruck:
Man sieht die drei leicht bekleideten Tänzerin auf einem Koffer sitzen. Das
Bild deutet die Tournee an, die sie mit ihrem Chef nach Wien, Rom, London und
Madrid machen.
So verbreitete Sol C. Siegel,
der Produzent des Films und damalige Vizepräsident des größten
Hollywoodstudios, Metro-Goldwyn-Mayer, den „Samen der Unmoral“ in ganz Europa,
nachdem er bereits 1953 mit „Gentlemen prefer Blondes“ die beiden bekanntesten amerikanischen
„Pin-Up-Girls“ in blendenden Technicolor-Farben auf die Leinwand gebracht
hatte: Marylin Monroe und Jane Russell. Dieser Film war gedreht worden nach einem
Bestseller der Autorin Anita Loos, der im Jahre 1925 alle Verkaufs-Rekorde brach und in
den unmittelbar folgenden Jahren 85 Auflagen erlebte und in 14 Sprachen übersetzt wurde. Er trug
den Titel: „Gentlemen prefer Blondes – the intimate Diary of a professional
Lady“. Der fiktive Liebhaber
des Buches, Francis Beekman, hatte unter anderen den jüdischen Mitbegründer der
Paramount-Studios und Filmpionier Jesse L. Lasky (1980 – 1958) zum Vorbild.
Marilyn Monroe sang in der
Verfilmung als Lorelei Lee das bekannte Lied „Diamonds are a Girl’s best
friend“. Der Name ist natürlich eine Anspielung auf die deutsche Sage der Loreley, die durch den (jüdischen) Dichter Heinrich Heine überaus populär geworden ist ("Ich weiß nicht, was soll es bedeuten"). Sie lenkt die Rhein-Schiffer, die sie mit ihren langen blonden Haaren erblicken, an den Felsen, wo ihre Boote zerschellen.
Wenn die Filmindustrie von
Hollywood von christlich-fundamentalistischen Kreisen immer wieder als
„Verderberin der Sitten“, ja als „unmoralischer Sumpf“, den es auszutrocknen
gilt, bezeichnet wurde, so liegt es auch an Filmen wie diesen.
Inzwischen sind solche Filme natürlich
vollkommen harmlos, wenn man sie mit den Porno-Orgien vergleicht, die jeder
Jugendliche heute kostenlos im Internet abrufen kann oder mit den
Schlammschlachten im Privatfernsehen, die schon am Vormittag ausgetragen
werden, ohne irgendeine Schamgrenze zu beachten. Inzwischen sind die Sitten so
verroht, dass ein Film wie „Les Girls“ schon wieder wie Kunst erscheint. Dabei
stehen üppige Tänzerinnen wie jene „Play-Girls“, die in Hollywoodfilmen seit
etwa 1930 auftreten, am Beginn jener Entwicklung, an deren Ende wir heute, etwa 100 Jahre später, angekommen sind. In heutigen Kino-Filmen werden die Frauen in der Regel ganz nackt gezeigt.
Sex und Gewalt waren schon immer
die hervorragenden Lockmittel, mit denen man Kinosäle füllen konnte. So ist es
nur logisch, dass am Ende dieses Festivaltages in einer
„Late-Night“-Vorstellung der erste Italowestern, der heute schon ein Klassiker
ist, stand: „Per un Pugno di Dollari“ (Für eine Handvoll Dollar, Italien 1964).
Ich habe diese Gewaltorgie zum ersten Mal mit 14 Jahren in einem kleinen Kino bei Basel gesehen.
Das war vor 50 Jahren und damals war der Film erst ab 18 freigegeben. Aber mein
älterer Cousin hat mich begleitet und so durfte ich in den Film.
Der Film ist so oft beschrieben worden, dass man seine Geschichte als
bekannt voraussetzen darf: Der „Fremde ohne Namen“ (Clint Eastwood) kommt in
ein Städtchen namens San Miguel (Sankt Michael), in dem sich zwei Banden
bekriegen. Er hilft einmal der einen, einmal der anderen und hetzt sie so
gegeneinander auf, dass sie sich zum Schluss gegenseitig zerfleischen. Der Film
zeichnet ein zynisches Bild der Welt und kann als Parabel auf die
damals tobenden Stellvertreter-Kriege zwischen den beiden Supermächten USA und
UdSSR gelesen werden, von denen der Vietnam-Krieg gerade erst begonnen hatte.
Immerhin gelingt es dem Fremden, eine „Heilige Familie“, die wegen der hübschen Frau Marisol (Marianne Koch) und trotz ihres (schwachen) Mannes Julio das Interesse des Anführers der einen Bande erregt hat, zu retten und ihre Flucht mit dem Geld,
dass er für seine „Hilfen“ bekommen hat, zu ermöglichen.
Es dürfte kein Zufall sein, dass ihr etwa neunjähriger Sohn, dessen
tränenüberströmtes Gesicht immer wieder zu sehen ist (und der an den jungen
„Mundharmonika" (Charles Bronson) erinnert, der in „Spiel mir das Lied vom Tod“ als Erwachsener den
Tod seines Vaters rächt), ausgerechnet „Jesus“ heißt. In diesem Jungen, mit dem
sich wohl der Regisseur Sergio Leone selbst identifiziert hat, konzentriert
sich der ganze Schmerz der Welt als lebenslanges Trauma.
Wenn man so will, dann ist dieser Gewalt-Film aus dem katholischen
Italien ein geradezu „michaelischer“ Gegenentwurf zu den gefälligen
Unterhaltungsfilmen aus Hollywood. Allerdings bringt er nun weniger die Erotik,
als vielmehr die Gewalt ins Spiel.
Nicht nur „Sex sells“, sondern auch „Crime“.
Das wusste schon Hollywood, das bereits in den Dreißigerjahren das
Publikum einerseits mit Gangsterfilmen[8],
andererseits mit Horrorfilmen schockte. Aber erst in Technicolor und in
Farbe wird die Gewalt realistisch darstellbar. So wird der arme Clint Eastwood
am Ende seines Aufenthalts in San Miguel, unmittelbar vor dem obligatorischen
„Show-Down“, von den Banditen blutig zusammengeschlagen und übel zugerichtet.
Die Bilder dieser Gewaltakte sind so realistisch, dass mir geradezu übel wird.
Mit den Italowestern schwappte eine blutrote Gewaltwelle in die Kinos,
die auch Hollywood ergriff, wo der geniale Regisseur Sam Peckinpah mit „The
Wild Bunch“ 1969 den absoluten Höhepunkt des modernen Western schuf. Zum ersten Mal sieht der
Zuschauer Fontänen von Blut in Zeitlupe aus von Kugeln getroffenen menschlichen Körpern spritzen.
Auch solche Gewaltorgien sind heute bereits wieder „Kunst“. Wer
„Splatter-Filme“ wie die des jüdischen „Inglourious Basterd“ Eli Roth gesehen hat („Hostel“)[9],
kann sich kaum noch schlimmere Auswüchse
ausmalen. Es gilt: Blood sells.
Auch hier sind wir an das Ende einer Entwicklung angelangt, die vor
ungefähr 100 Jahren begonnen hat.
[1]
Der Autor des ersten Drehbuchentwurfs, Waldo Salt, stand während der
Mc-Carthy-Ära auf der „Schwarzen Liste“, weil er sich in der kommunistischen
Partei Amerikas engagiert hatte. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldo_Salt
[3] „David Leans Dedicated Maniac –
Memoirs of a Film-Specialist“
[4]
Der Film mit diesem deutschen Titel stammt aus dem Jahre 1964 und in ihm spielt
an der Seite von Rock Hudson nicht Doris Day, sondern Paula Prentiss die
weibliche Hauptrolle. Im Original heißt er „Men’s Favorite Sport?“ Sein
Regisseur ist Howard Hawks.
[5] Dennis McDougal: „The last Mogul –
Lew Wasserman, MCA, and the hidden History of Hollywood“ Da Capo Press,
1998/2001
[7]
Was sind „Proletarier“? Das „Proletariat“ ist neben dem Adel, dem Bürgertum und
dem Bauernstand der durch die Industrie heraufkommende vierte Stand (Karl Max
nennt sie „Klasse“) der modernen Gesellschaft. Die Repräsentanten dieser
„Klasse“ sind die entwurzelten und entfremdeten Industrie-Arbeiter.
[8]
„Little Ceasar“ von Mervyn Le Roy und „Public Enemy“ von William A.
Wellman gelten als die beiden ersten Gangsterfilme der Tonfilmzeit. Beide kamen
1931 in die Kinos
[9]
Ich habe ihn nicht gesehen und will ihn auch nie sehen. Auch nicht die „Saw“-Serie,
auf die so viele Jugendlichen „stehen“. Solche Filme stammen für mich aus
kranken Gehirnen und sind durch nichts mehr zu rechtfertigen. Heiner Müller,
der geniale Theaterregisseur, nannte sie „Einübung auf Ausschwitz“. Dem ist
nichts mehr hinzuzufügen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen