Am Abend sah ich auf Arte den Film
„Comedian Harmonists“ von Joseph Vilsmaier aus dem Jahre 1997. Ich hatte den
Film, der ein beachtlicher Publikumserfolg wurde, in den vergangenen 20 Jahren
nie gesehen und so war es gestern Abend das erste Mal. Natürlich kennt jeder
die Lieder dieser ersten deutschen „Boy-Group“, die sie meist „a capella“, also
ohne Musikbegleitung, sangen: „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Veronika, der Lenz
ist da“ oder „Ein Freund, ein guter Freund“. Letzteres Lied haben sie sogar in
dem UFA-Film „Die drei von der Tankstelle“ (1930) selbst gesungen.
Durch den Film wird jene Zeit der
20er und 30er Jahre wieder einmal aus heutiger Perspektive gezeichnet, wobei es
natürlich wieder viele Gelegenheiten gibt, die bösen Deutschen und die guten
Juden einander gegenüber zu stellen. Dabei werden die drei jüdischen Sänger der
Gruppe selbst beim Feiern im Bordell als sympathisch und menschlich dargestellt,
die Nazis wie zum Beispiel Julius Streicher – der Herausgeber des „Stürmer“ –
eher als unsympathisch, ja dämonisch-bedrohlich. Dabei war letzterer ein
ausgesprochener Fan der „Comedian Harmonists“.
Der Film zeigt auch am Rande den
ungeheuren Reichtum, den die Gruppe durch ihren Erfolg anhäufen konnte. Die
sechs Männer und ihre Frauen konnten „in Saus und Braus“ leben. Zwar beendeten
die Nationalsozialisten ihre Auftritte mit dem berühmten Abschiedskonzert am 1.
Mai 1934 in Deutschland, aber ihnen wurde von den Nationalsozialisten „kein
Haar gekrümmt“. Die drei jüdischen Mitglieder erhielten aufgrund der neuen Rasse-Gesetze
in Deutschland Berufsverbot. So trennten sich Arier und Nichtarier und sangen
in neuer Zusammensetzung weiter.
Der Film simplifiziert die
Geschichte meiner Meinung nach einseitig.
Wenn man das Dritte Reich von
seinem Ende her anschaut, dann kann man manche Entwicklungen, die der Film
zeigt, natürlich voraussehen. Damals aber war Deutschland bei den meisten noch
ein angesehenes Land, das sich aus der Not der Weltwirtschaftskrise zu erholen begann.
Die „Juden“, die Deutschland 1933 offiziell den Krieg erklärt hatten (was in
solchen Filmen nie erwähnt wird), wurden als „Feinde“ angesehen. Man warf ihnen
Propaganda von außen und „Volkszersetzung“ im Inneren vor.
Am stärksten war aber die Furcht
vor den jüdischen Kommunisten, die die russische Zarenfamilie ermordet und ein
ganzes Riesenreich brutal unterjocht hatten,
also durchaus eine reale Gefahr waren. Aber dieser Zusammenhang wird in solchen
Filmen verschwiegen, denn dann würde man sich ja zum Parteigänger der Rechten
und der Antisemiten machen.
Das geht überhaupt nicht.
Der Film wäre beim Publikum, vor
allem aber bei den offiziellen Kritikern durchgefallen, die wie Wachhunde
darauf achten, dass kein Verständnis, geschweige denn Sympathien für das Deutschland jener Zeit aufkommen. Die
Zeitungsschreiber brauchen das „böse Deutschland“ als grellen Vordergrund, um die
Verbrechen jüdischer Kommunisten in Russland zu verbergen.
So ist auch der Vilsmaier-Film,
der ausführlich die jüdische Hochzeit des Sängers Roman Cycowski
(Heino Ferch) mit der Deutschen Mary (Katja Rieman) zeigt, nur ein weiteres
Beispiel für die Zementierung des Bildes vom bösen Deutschen und vom lieben
Juden, vom brutalen Täter und vom armen Opfer.
Nur die Freunde der Juden sind „gute
Deutsche“, wie es Steven Spielberg in „Schindlers List“ vorgeführt hat. Alle
anderen sind „Nazis“ (Artur Brauner).
Fertig ist das schwarz-weiße Weltbild.
Links und rechts sind klar getrennt wie Gut und Böse.
„Werch ein Illtum“ (Ernst Jandl)!
Hallo Johannes, bist du jetzt endgültig bei der "jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung" angekommen?
AntwortenLöschenLieber Fritz, schade, dass Du mich nicht verstehen willst und mich mit "Schlagworten" definieren möchtest. Du solltest mich besser kennen.
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