Sonntag, 19. Februar 2017

"Schwarz-Weiß-Film" - Joseph Vilsmaiers "Comedian Harmonists" aus dem Jahre 1997


Am Abend sah ich auf Arte den Film „Comedian Harmonists“ von Joseph Vilsmaier aus dem Jahre 1997. Ich hatte den Film, der ein beachtlicher Publikumserfolg wurde, in den vergangenen 20 Jahren nie gesehen und so war es gestern Abend das erste Mal. Natürlich kennt jeder die Lieder dieser ersten deutschen „Boy-Group“, die sie meist „a capella“, also ohne Musikbegleitung, sangen: „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Veronika, der Lenz ist da“ oder „Ein Freund, ein guter Freund“. Letzteres Lied haben sie sogar in dem UFA-Film „Die drei von der Tankstelle“ (1930) selbst gesungen.
Durch den Film wird jene Zeit der 20er und 30er Jahre wieder einmal aus heutiger Perspektive gezeichnet, wobei es natürlich wieder viele Gelegenheiten gibt, die bösen Deutschen und die guten Juden einander gegenüber zu stellen. Dabei werden die drei jüdischen Sänger der Gruppe selbst beim Feiern im Bordell als sympathisch und menschlich dargestellt, die Nazis wie zum Beispiel Julius Streicher – der Herausgeber des „Stürmer“ – eher als unsympathisch, ja dämonisch-bedrohlich. Dabei war letzterer ein ausgesprochener Fan der „Comedian Harmonists“.
Der Film zeigt auch am Rande den ungeheuren Reichtum, den die Gruppe durch ihren Erfolg anhäufen konnte. Die sechs Männer und ihre Frauen konnten „in Saus und Braus“ leben. Zwar beendeten die Nationalsozialisten ihre Auftritte mit dem berühmten Abschiedskonzert am 1. Mai 1934 in Deutschland, aber ihnen wurde von den Nationalsozialisten „kein Haar gekrümmt“. Die drei jüdischen Mitglieder erhielten aufgrund der neuen Rasse-Gesetze in Deutschland Berufsverbot. So trennten sich Arier und Nichtarier und sangen in neuer Zusammensetzung weiter.
Der Film simplifiziert die Geschichte meiner Meinung nach einseitig.
Wenn man das Dritte Reich von seinem Ende her anschaut, dann kann man manche Entwicklungen, die der Film zeigt, natürlich voraussehen. Damals aber war Deutschland bei den meisten noch ein angesehenes Land, das sich aus der Not der Weltwirtschaftskrise zu erholen begann. Die „Juden“, die Deutschland 1933 offiziell den Krieg erklärt hatten (was in solchen Filmen nie erwähnt wird), wurden als „Feinde“ angesehen. Man warf ihnen Propaganda von außen und „Volkszersetzung“ im Inneren vor.
Am stärksten war aber die Furcht vor den jüdischen Kommunisten, die die russische Zarenfamilie ermordet und ein ganzes Riesenreich  brutal unterjocht hatten, also durchaus eine reale Gefahr waren. Aber dieser Zusammenhang wird in solchen Filmen verschwiegen, denn dann würde man sich ja zum Parteigänger der Rechten und der Antisemiten machen.
Das geht überhaupt nicht.
Der Film wäre beim Publikum, vor allem aber bei den offiziellen Kritikern durchgefallen, die wie Wachhunde darauf achten, dass kein Verständnis, geschweige denn Sympathien für das Deutschland jener Zeit aufkommen. Die Zeitungsschreiber brauchen das „böse Deutschland“ als grellen Vordergrund, um die Verbrechen jüdischer Kommunisten in Russland zu verbergen.
So ist auch der Vilsmaier-Film, der ausführlich die jüdische Hochzeit des Sängers Roman Cycowski (Heino Ferch) mit der Deutschen Mary (Katja Rieman) zeigt, nur ein weiteres Beispiel für die Zementierung des Bildes vom bösen Deutschen und vom lieben Juden, vom brutalen Täter und vom armen Opfer.
Nur die Freunde der Juden sind „gute Deutsche“, wie es Steven Spielberg in „Schindlers List“ vorgeführt hat. Alle anderen sind „Nazis“ (Artur Brauner).
Fertig ist das schwarz-weiße Weltbild. 
Links und rechts sind klar getrennt wie Gut und Böse.

„Werch ein Illtum“ (Ernst Jandl)!

2 Kommentare:

  1. Hallo Johannes, bist du jetzt endgültig bei der "jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung" angekommen?

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  2. Lieber Fritz, schade, dass Du mich nicht verstehen willst und mich mit "Schlagworten" definieren möchtest. Du solltest mich besser kennen.

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