Montag, 29. August 2016

Gedanken zu einem Tatort-Krimi: HAL


28.August 2016 (Sonntag, 21.45 Uhr)
Eben habe ich ganz bewusst einen „Tatort“-Krimi angeschaut, was nur äußerst selten vorkommt. Es war ein Film mit den Stuttgarter Ermittlern. Er trug den Titel des Computers HAL aus Stanley Kubricks epochemachendem Meisterwerk „2001 – A Space-Odissey" aus dem Jahre 1968, eines Computers (Seine drei Buchstaben ergeben um einen Buchstaben im Alphabet nach rechts versetzt: IBM), der am Ende das Kommando über die Mannschaft des Raumschiffes übernimmt. Es war der erste Tatort, der in der Zukunft spielt, und zwar im Februar 2017. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht der mysteriöse Mord an einem Mädchen namens Elena, das man am 22. Februar tot im Neckar gefunden haben wird. Verdächtigt wird ein Programmierer, der für die fiktive Stuttgarter Firma "Bluesky" eine Software entwickelt hat, die alles überwacht und dabei selbstlernend ist.
Es geht in dem Krimi um die digitale Intelligenz, die die Menschheit inzwischen weitgehend im Griff hat. Uns ist es nur noch nicht bewusst. Allerdings hat kürzlich viele die Nachricht erschreckt, dass „Facebook“ und „What’s App“, die zum gleichen Konzern gehören, seit neuestem Informationen über ihre User austauschen können und dürfen.
Nun verstehe ich auch, warum eine Freundin so schroff auf meinen (gelöschten) Blog über unsere Reise in die Schweiz reagiert hat. Ich habe tatsächlich im Netz zu viele Daten von ihr preisgegeben. Vermutlich weiß sie als ehemalige Journalistin besser Bescheid, mit welchen Mitteln solche Daten inzwischen „eingefangen“ werden können. Genauso wie der Physiker und Waldorflehrer D., der in unserem kurzen Gespräch auch – irgendwie ironisch – von dem „Teufelszeug“ sprach, mit dem unsere Jugend heute umgeht. Dabei meinte er Smartphones. Ich bin sicher, dass mein jüdischer Freund D. über mehr Hintergrund-Informationen über die immer intelligenter werdenden digitalen Netzwerke verfügt, als die meisten Menschen.
Plötzlich wird mir die Sache doch etwas unheimlich. Bin ich vielleicht selbst schon „auf dem Bildschirm“ jener Datensammler, die am „gläsernen Menschen“ arbeiten. Die Zeit wird immer knapper und eines nicht sehr fernen Tages wird die Menschheit vermutlich tatsächlich in einem globalen Überwachungsstaat aufwachen. Warum sollten die staatlichen Organe dann nicht in der Lage sein, wie am Freitag, den 13. Oktober 1307 in der ersten bestens geplanten konzertierten Aktion der Weltgeschichte bei den Templern, im Nu alle kritischen Geister zu verhaften, in die Psychiatrie oder ins Gefängnis zu stecken und so mit Drogen vollzupumpen, dass sie nicht mehr wissen, wer sie sind?!
Ich habe mich während des Anschauens des Films ernsthaft gefragt, ob ich nicht mein Konto auf Facebook  und alle meine Blogbeiträge wieder löschen soll. Aber das wäre wohl nicht im Sinne Michaels. In seinem Sinne handeln heißt, Klarheit zu verbreiten und wenn es mit den Mitteln des Widersachers ist.
Angst ist kein guter Ratgeber.
Aber ich weiß jetzt, durch den Schock mit meiner (jetzt: ehemaligen) Freundin, dass ich äußerst vorsichtig sein muss. Meine Achillesferse ist immer noch meine „Geltungssucht“, oder sagen wir es etwas liebevoller: mein Wunsch nach Anerkennung. Ich meine immer, ich müsse der Welt meine ach so wichtigen Erkenntnisse mitteilen und deswegen veröffentliche ich bisweilen auch private Dinge, von denen auch meine Mitmenschen betroffen sind. Das ist tatsächlich eine Art „Verrat“. Ich muss ernst nehmen, was die Betroffene mir zweimal deutlich schrieb: „Du schadest mir“.
29. Aug. 2016 (Montag, 7.45 Uhr):
Der Tatort-Krimi, den ich gestern angeschaut habe, hat mir kurzfristig Angst gemacht. Plötzlich stand die ganze anonyme (ahrimanische) Macht von „Big Data“ vor meinem inneren Auge. Es erging mir ein bisschen so, wie dem Programmierer, der von seiner eigenen Schöpfung überwältigt wird und die Geister, die er gerufen hatte, nicht mehr zurückdrängen konnte: er wurde verrückt.
Verschwörungstheorien können den Menschen, der sich ständig mit solchen Themen beschäftigt, in eine Paranoia führen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber sie können auch eine furchtbare Angst im Menschen erzeugen, die ihn von innen zerstört. Ich frage mich, ob das der Fall bei jener (ehemaligen) Freundin ist, die sich so vehement gegen die Veröffentlichung aller Daten über sie wehrt.
Heute Morgen habe ich auf Facebook (von meiner amerikanischen Facebook-Freundin Danica Wolkiser auf Englisch gepostet) ein dazu passendes Zitat aus einem Vortrag von Rudolf Steiner gefunden, den er am 12. Dezember 1907 in Berlin gehalten hat („Die sogenannten Gefahren der Einweihung“). Rudolf Steiner spricht zuerst von einem Menschen, der, ohne es zu wissen, in der Nähe eines Pulvermagazins lebt, das jederzeit in die Luft gehen und ihn töten könnte. Dann vergleicht er diesen Menschen mit einem Menschen, der nichts von der geistigen Welt weiß. Auch in der geistigen Welt gäbe es neben Beseeligendem auch Furchtbares, sagt Rudolf Steiner.
„Der einzige Unterschied in Bezug auf diese Gefahren und Furchtbarkeiten für den, der niemals  an die Geisteswissenschaft herangetreten ist, und dem, der an sie herangetreten ist, ist, dass der letztere von dieser Gefahr weiß, der erstere nicht. Und doch ist es vielleicht nicht ganz so, und zwar aus den folgenden Gründen: Wir betreten die geistige Welt, in welcher das Geistige wirksam ist. Das Pulvermagazin wird nicht gefahrvoll dadurch, dass Sie Angst davor haben, dass das Pulver explodiert; aber Ihre Furcht, die bedeutet etwas in der geistigen Welt! Es ist ein Unterschied, ob Sie sie haben oder nicht haben. Der geistigen Welt sind die Gedanken, die Sie hegen, als etwas Reales eingefügt. Ein Hassgefühl, das Sie einem Menschen entgegenbringen, ist in der geistigen Welt realer für denjenigen, der es durchschaut, auch viel wirksamer als ein Schlag, den Sie dem Betreffenden mit einem Stock geben. Wenn sich das Furchtbare auch nicht unmittelbar vor Ihren Augen abspielt, es ist doch so. Furcht und Angst, solche negativen Gefühle, die sind in der Tat etwas, was, wenn es aus dem Menschen ausströmt, dadurch, dass er die entsprechenden geistigen Wesen und Kräfte kennenlernt, verhängnisvoll werden kann. Diese Angst und diese Furcht sind in der Tat etwas, was den Menschen zu der geistigen Welt in ein verhängnisvolles Verhältnis setzt; denn es gibt in der geistigen Welt Wesenheiten, für die Angst und Furcht, die von dem Menschen ausströmen, wie eine willkommene Nahrung sind. Hat der Mensch nicht Angst und nicht Furcht, dann hungern diese Wesen. (…) Strömt der Mensch Furcht und Angst und Kopflosigkeit aus, dann finden diese Wesen eine willkommene Nahrung, und sie werden mächtiger und mächtiger. Das sind feindliche Wesen für die Menschen. Alles, was sich nährt von negativen Gefühlen, von Angst, Furcht und Aberglauben, von Hoffnungslosigkeit, von Zweifel, das sind in der geistigen Welt dem Menschen feindliche Mächte, die grausame Angriffe auf ihn führen, wenn sie von ihm genährt werden. Daher ist es vor allem notwendig, dass der Mensch, der in die geistige Welt eintritt, vorerst sich stark macht gegen Furcht, Hoffnungslosigkeit, Zweifelsucht und Angst. Das sind aber gerade Gefühle, die so recht moderne Kulturgefühle sind, und der Materialismus ist geeignet, weil er die Menschen abschneidet von der geistigen Welt, durch Hoffnungslosigkeit und Furcht vor dem Unbekannten, diese dem Menschen feindlichen Mächte gegen ihn aufzurufen.“ Rudolf Steiner, Vortrag Berlin, 12.12.1907, GA 56)
10.30 Uhr:

Was ich gestern über mein „Geltungsbedürfnis“ sagte, möchte ich heute erläutern. Im Grunde sind meine Veröffentlichungen ein Versuch, mit geistreichen Menschen ins Gespräch zu kommen. Leider ist es mir bis jetzt nicht wirklich gelungen.

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