28.August 2016 (Sonntag, 21.45 Uhr)
Eben habe ich ganz bewusst einen
„Tatort“-Krimi angeschaut, was nur äußerst selten vorkommt. Es war ein Film mit
den Stuttgarter Ermittlern. Er trug den Titel des Computers HAL aus Stanley
Kubricks epochemachendem Meisterwerk „2001 – A Space-Odissey" aus dem Jahre
1968, eines Computers (Seine drei Buchstaben ergeben um einen Buchstaben im Alphabet nach rechts versetzt: IBM), der am Ende das Kommando über die Mannschaft des Raumschiffes übernimmt. Es war der erste Tatort, der in der Zukunft spielt, und zwar im Februar
2017. Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht der mysteriöse Mord an einem
Mädchen namens Elena, das man am 22. Februar tot im Neckar gefunden haben wird.
Verdächtigt wird ein Programmierer, der für die fiktive Stuttgarter Firma "Bluesky" eine Software entwickelt hat, die alles
überwacht und dabei selbstlernend ist.
Es geht in dem Krimi um die
digitale Intelligenz, die die Menschheit inzwischen weitgehend im Griff hat.
Uns ist es nur noch nicht bewusst. Allerdings hat kürzlich viele die Nachricht
erschreckt, dass „Facebook“ und „What’s App“, die zum gleichen Konzern gehören,
seit neuestem Informationen über ihre User austauschen können und dürfen.
Nun verstehe ich auch, warum eine Freundin so schroff auf meinen (gelöschten) Blog über unsere Reise in die Schweiz reagiert hat. Ich habe tatsächlich im Netz zu viele Daten
von ihr preisgegeben. Vermutlich weiß sie als ehemalige Journalistin besser
Bescheid, mit welchen Mitteln solche Daten inzwischen „eingefangen“ werden
können. Genauso wie der Physiker und Waldorflehrer D., der in unserem kurzen Gespräch auch –
irgendwie ironisch – von dem „Teufelszeug“ sprach, mit dem unsere Jugend heute
umgeht. Dabei meinte er Smartphones. Ich bin sicher, dass mein jüdischer Freund D. über mehr Hintergrund-Informationen über die immer intelligenter werdenden
digitalen Netzwerke verfügt, als die meisten Menschen.
Plötzlich wird mir die Sache doch
etwas unheimlich. Bin ich vielleicht selbst schon „auf dem Bildschirm“ jener
Datensammler, die am „gläsernen Menschen“ arbeiten. Die Zeit wird immer knapper
und eines nicht sehr fernen Tages wird die Menschheit vermutlich tatsächlich in
einem globalen Überwachungsstaat aufwachen. Warum sollten die staatlichen
Organe dann nicht in der Lage sein, wie am Freitag, den 13. Oktober 1307 in der
ersten bestens geplanten konzertierten Aktion der Weltgeschichte bei den Templern, im Nu alle
kritischen Geister zu verhaften, in die Psychiatrie oder ins Gefängnis zu stecken
und so mit Drogen vollzupumpen, dass sie nicht mehr wissen, wer sie sind?!
Ich habe mich während des
Anschauens des Films ernsthaft gefragt, ob ich nicht mein Konto auf
Facebook und alle meine Blogbeiträge
wieder löschen soll. Aber das wäre wohl nicht im Sinne Michaels. In seinem
Sinne handeln heißt, Klarheit zu verbreiten und wenn es mit den Mitteln des
Widersachers ist.
Angst ist kein guter Ratgeber.
Aber ich weiß jetzt, durch den
Schock mit meiner (jetzt: ehemaligen) Freundin, dass ich äußerst vorsichtig sein muss. Meine Achillesferse
ist immer noch meine „Geltungssucht“, oder sagen wir es etwas liebevoller: mein
Wunsch nach Anerkennung. Ich meine immer, ich müsse der Welt meine ach so
wichtigen Erkenntnisse mitteilen und deswegen veröffentliche ich bisweilen auch
private Dinge, von denen auch meine Mitmenschen betroffen sind. Das ist
tatsächlich eine Art „Verrat“. Ich muss ernst nehmen, was die Betroffene mir zweimal
deutlich schrieb: „Du schadest mir“.
29. Aug.
2016 (Montag, 7.45 Uhr):
Der Tatort-Krimi, den ich gestern angeschaut habe, hat mir kurzfristig Angst
gemacht. Plötzlich stand die ganze anonyme (ahrimanische) Macht von „Big Data“
vor meinem inneren Auge. Es erging mir ein bisschen so, wie dem Programmierer,
der von seiner eigenen Schöpfung überwältigt wird und die Geister, die er gerufen
hatte, nicht mehr zurückdrängen konnte: er wurde verrückt.
Verschwörungstheorien können den
Menschen, der sich ständig mit solchen Themen beschäftigt, in eine Paranoia
führen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber sie können auch eine furchtbare
Angst im Menschen erzeugen, die ihn von innen zerstört. Ich frage mich, ob das
der Fall bei jener (ehemaligen) Freundin ist, die sich so vehement gegen die Veröffentlichung aller Daten über sie wehrt.
Heute Morgen habe ich auf
Facebook (von meiner amerikanischen Facebook-Freundin Danica Wolkiser auf Englisch
gepostet) ein dazu passendes Zitat aus einem Vortrag von Rudolf Steiner
gefunden, den er am 12. Dezember 1907 in Berlin gehalten hat („Die sogenannten
Gefahren der Einweihung“). Rudolf Steiner spricht zuerst von einem Menschen,
der, ohne es zu wissen, in der Nähe eines Pulvermagazins lebt, das jederzeit in
die Luft gehen und ihn töten könnte. Dann vergleicht er diesen Menschen mit
einem Menschen, der nichts von der geistigen Welt weiß. Auch in der geistigen
Welt gäbe es neben Beseeligendem auch Furchtbares, sagt Rudolf Steiner.
„Der einzige Unterschied in Bezug
auf diese Gefahren und Furchtbarkeiten für den, der niemals an die Geisteswissenschaft herangetreten ist,
und dem, der an sie herangetreten ist, ist, dass der letztere von dieser Gefahr
weiß, der erstere nicht. Und doch ist es vielleicht nicht ganz so, und zwar aus
den folgenden Gründen: Wir betreten die geistige Welt, in welcher das Geistige
wirksam ist. Das Pulvermagazin wird nicht gefahrvoll dadurch, dass Sie Angst
davor haben, dass das Pulver explodiert; aber Ihre Furcht, die bedeutet etwas
in der geistigen Welt! Es ist ein Unterschied, ob Sie sie haben oder nicht
haben. Der geistigen Welt sind die Gedanken, die Sie hegen, als etwas Reales
eingefügt. Ein Hassgefühl, das Sie einem Menschen entgegenbringen, ist in der
geistigen Welt realer für denjenigen, der es durchschaut, auch viel wirksamer
als ein Schlag, den Sie dem Betreffenden mit einem Stock geben. Wenn sich das
Furchtbare auch nicht unmittelbar vor Ihren Augen abspielt, es ist doch so. Furcht
und Angst, solche negativen Gefühle, die sind in der Tat etwas, was, wenn es
aus dem Menschen ausströmt, dadurch, dass er die entsprechenden geistigen Wesen
und Kräfte kennenlernt, verhängnisvoll werden kann. Diese Angst und diese Furcht
sind in der Tat etwas, was den Menschen zu der geistigen Welt in ein
verhängnisvolles Verhältnis setzt; denn es gibt in der geistigen Welt
Wesenheiten, für die Angst und Furcht, die von dem Menschen ausströmen, wie
eine willkommene Nahrung sind. Hat der Mensch nicht Angst und nicht Furcht,
dann hungern diese Wesen. (…) Strömt der Mensch Furcht und Angst und
Kopflosigkeit aus, dann finden diese Wesen eine willkommene Nahrung, und sie
werden mächtiger und mächtiger. Das sind feindliche Wesen für die Menschen.
Alles, was sich nährt von negativen Gefühlen, von Angst, Furcht und
Aberglauben, von Hoffnungslosigkeit, von Zweifel, das sind in der geistigen
Welt dem Menschen feindliche Mächte, die grausame Angriffe auf ihn führen, wenn
sie von ihm genährt werden. Daher ist es vor allem notwendig, dass der Mensch,
der in die geistige Welt eintritt, vorerst sich stark macht gegen Furcht, Hoffnungslosigkeit,
Zweifelsucht und Angst. Das sind aber gerade Gefühle, die so recht moderne
Kulturgefühle sind, und der Materialismus ist geeignet, weil er die Menschen
abschneidet von der geistigen Welt, durch Hoffnungslosigkeit und Furcht vor dem
Unbekannten, diese dem Menschen feindlichen Mächte gegen ihn aufzurufen.“
Rudolf Steiner, Vortrag Berlin, 12.12.1907, GA 56)
10.30 Uhr:
Was ich gestern über mein „Geltungsbedürfnis“
sagte, möchte ich heute erläutern. Im Grunde sind meine Veröffentlichungen ein
Versuch, mit geistreichen Menschen ins Gespräch zu kommen. Leider ist es mir
bis jetzt nicht wirklich gelungen.
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